Geldsorgen, Einsamkeit, Überforderung
Hunderte Bauern nahmen sich das Leben

Einsamkeit, Zukunftsangst, Geldsorgen: Viele Bauern haben es nicht leicht. Es besteht deshalb ein erhöhtes Suizid-Risiko, wie eine neue Studie nahelegt.
Publiziert: 11.11.2018 um 11:07 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2018 um 23:34 Uhr
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Zu den jüngsten Opfern gehört Franz Inderbitzin (†58). Der Schafhirt aus Muotathal SZ nahm sich im Herbst 2017 das Leben.
Foto: zVg

Es war zu befürchten, jetzt bestätigen es die Zahlen: Schweizer Bauern nehmen sich eher das Leben als Männer mit anderen Berufen. Dies zeigt eine neue Nationalfonds-Studie. Wie die «SonntagsZeitung» berichtet, haben Forscher der Universität Bern dazu Daten von 90'000 Landwirten untersucht. 1991 und 2014 nahmen sich 447 von ihnen das Leben.

Während die Suizid-Rate anderer Schweizer Männer aus ländlichen Gemeinden laufend sinkt, nimmt sie bei Landwirten seit 2003 zu. So hatten Bauern laut Studie zuletzt ein um 37 Prozent höheres Suizid-Risiko. 

«Solche Zahlen machen uns sehr betroffen und lassen nur erahnen, welche menschlichen Schicksale dahinter stehen», sagt Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbands, zur «SonntagsZeitung». In 60 Prozent nahmen sich die Bauern gemäss Studie durch Erhängen das Leben, in 25 Prozent mit der Schusswaffe.

Hilfe beim Bäuerlichen Sorgentelefon

Lange waren Bauernsuizide in der Schweiz ein Tabu. Als sich 2016 im Kanton Waadt acht Landwirte das Leben nahmen, wurde die Öffentlichkeit auf das Problem aufmerksam (BLICK berichtete). Zum ersten Mal gibt es nun umfassende Zahlen zu dem traurigen Trend.

Die Gründe sind vielfältig: Einige Bauern kommen mit der Digitalisierung nicht zurecht, andere haben Geldsorgen, wieder andere sind einsam.

Beim Bäuerlichen Sorgentelefon (041 820 02 15) finden Landwirte Gehör und Rat. Die Erfahrung des Präsidenten Lukas Schwyn deckt sich mit den Zahlen: «Die Anrufe von ausgebrannten und verzweifelten Betroffenen nehmen bei uns zu», sagt er zur «SonntagsZeitung».

Wenn Bauern die Nummer wählen, um Hilfe zu suchen, nehmen andere Bauern das Telefon ab. «Anrufer müssen spüren, dass da jemand ist, der ihre Probleme versteht», sagt Schwyn. (rey)

Hier findest du Hilfe

Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:

Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben

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