Unfassbare Szenen spielten sich in der Nacht auf Sonntag auf der Autobahn in insgesamt vier Kantonen ab. Auf einer Strecke von fast 100 Kilometern bretterte ein Falschfahrer über die Strasse, ehe er endlich von der Polizei gestoppt werden konnte.
Zum ersten Mal schlug die Polizei St. Gallen um zirka 2.15 Uhr in der Nacht Alarm. Die dortigen Beamten informierten ihre Zürcher Kollegen über einen Geisterfahrer, der sich im Bereich der Raststätte Glarnerland bei Ziegelbrücke befinde und Richtung Zürich unterwegs sei. Auch per Telefon wurde der Falschfahrer mehrere Male gemeldet.
Zwar wurden umgehend Massnahmen eingeleitet, um einen schweren Unfall zu verhindern und den Geisterfahrer zu stoppen, doch die Irrfahrt dauerte trotzdem noch rund eine Viertelstunde. «Zuerst wurde versucht, die Lichtsignale in den Tunnels auf rot zu schalten», erklärt Beat Jost von der Kantonspolizei Zürich auf Anfrage von BLICK. «Allerdings war der Falschfahrer so schnell unterwegs, dass diese Massnahme zu spät kam.» Auch ein durch die Polizei künstlich herbeigeführter Stau konnte den Rowdy nicht stoppen. «Er fuhr auch an der Kolonne einfach vorbei», sagt Jost.
Erst in Horgen konnte eine Strassensperre der Polizei die Geisterfahrt schliesslich beenden. Jost dazu: «Es brauchte durchaus Mut, sich in so einem Fall einem Falschfahrer auf der Autobahn in den Weg zu stellen.»
Ein Wunder, dass es zu keinem Crash gekommen ist
Wie sich herausstellte, handelte es sich beim Mann am Steuer um einen 46-jährigen Italiener aus Rüschlikon ZH. Der Mann war bereits um etwa 2 Uhr im Bereich Trübbach/Sargans als Falschfahrer aufgefallen und den Einsatzkräften gemeldet worden. Aufnahmen von Tunnelkameras zeigten, dass er auf seiner Fahrt mit stark überhöhter Geschwindigkeit unterwegs gewesen ist und es zu mehreren gefährlichen Situationen mit korrekt entgegenkommenden Fahrzeugen kam.
Dass es zu keinem schweren Unfall gekommen ist, gleiche einem Wunder, schreibt die Kantonspolizei Zürich in einer Mitteilung. Als wäre die Horror-Fahrt noch nicht genug, stellten die Polizisten bei der Verhaftung des Italieners auch noch fest, dass er seinen Wagen in nichtfahrfähigem Zustand lenkte. «Es besteht der Verdacht, dass der Mann unter Einfluss von Drogen, Alkohol oder Medikamenten am Steuer sass», erklärt Polizeisprecher Jost. Es seien nun Ermittlungen aufgenommen worden, um alle begangenen Delikte vollständig aufklären zu können. (cat)