Gefahr für Mensch und Haustier
Giftige Raupe breitet sich in der Schweiz aus

Die feinen Härchen des Prozessionsspinners können tödlich sein. 45 Fälle von Vergiftungen durch die Raupe wurden dem Schweizer Tox-Zentrum 2018 gemeldet – ein Rekord.
Publiziert: 31.08.2019 um 20:40 Uhr
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Aktualisiert: 02.09.2019 um 07:26 Uhr
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Klein aber alles andere als harmlos: Die feinen Härchen der Prozessionsraupen sondern ein wirksames Nesselgift ab.
Foto: Keystone
Fabian Eberhard

Sie sind nur knapp drei Zentimeter lang, aber alles andere als harmlos: Prozessionsraupen, die Larven eines unauffälligen grauen Falters. Ihre feinen Härchen sondern ein wirksames Nesselgift ab, das allergische Reaktionen verursacht und in Ausnahmefällen tödlich sein kann.

Der Falter und seine Raupen breiten sich zunehmend auch in der Schweiz aus. In den letzten Jahren hat die Zahl der Ver­giftungsfälle deutlich zu­genommen. Das ärztliche Informationszentrum Tox Info Suisse registrierte 2018 45 von Prozessionsraupen verursachte Vergiftungen – so viele wie noch nie. 2017 meldeten sich beim Zentrum 26 Betroffene, 2016 nur gerade deren elf. Kommt hinzu: Die Dunkelziffer dürfte um einiges höher liegen, denn viele der Opfer wenden sich nicht an Tox Info Suisse.

Wer mit den Gifthärchen der Raupen in Berührung kommt, muss mit Hautausschlägen und starkem Juckreiz rechnen. Bei empfindlichen Menschen löst ein Kontakt starke Reaktionen aus: Asthma-Anfälle, Fieber, Benommenheit – und im schlimmsten Fall einen allergischen Schock.

Giftig für über zwei Jahre

Die Haare können an Kleidern und Schuhen haften bleiben, sodass sie manchmal erst später Reaktionen hervorrufen, teils sogar noch Jahre später. Die Härchen von toten Raupen behalten über zwei Jahre lang ihre toxische Wirkung. Besondere Vorsicht geboten ist in Schwimmbädern, Parkanlagen und an Waldrändern.

Die Raupen sorgten beispielsweise für grossen Unmut auf dem Campingplatz VD 8 vergangen Sommer. Bei Severino Diener (63) und seiner Enkelin (4) lösten die giftigen Härchen allergische Reaktionen aus.

Doris Hölling von der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) sagt: «Wir beobachten die Prozessionsspinner zurzeit vor allem in der südlichen Schweiz, in der Genferseeregion und vereinzelt im Baselbiet und dem Jura.» Sie warnt ins­besondere vor dem Eichenprozessionsspinner, einer Unterart: «Dieser ist ein wärmeliebendes Tier, das sich aufgrund des Klimawandels zunehmend auch im Mittelland ausbreiten könnte.»

Gefahr besteht nicht nur für Menschen, sondern auch für Haustiere. Vor allem bei Hunden und Katzen kann ein Kontakt mit einer Prozessionsspinnerraupe schwere und bleibende Schäden an Zunge und Mundschleimhaut verursachen. Bei Symptomen aufgrund einer Berührung gilt: ab zum Arzt!

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