Am 16. Februar verhaftet die Polizei in Basel einen 55-jährigen Mann. «Er wurde wegen Verdachts auf ein Sexualdelikt festgenommen und sitzt in Untersuchungshaft», bestätigt Peter Gill, Sprecher der Staatsanwaltschaft Basel-Stadt.
22 Frauen sexuell missbraucht
Der Mann ist Markus Wenger. Einer der gefährlichsten Triebtäter der Schweiz – und eigentlich verwahrt. Der Berner Oberländer hat 22 Frauen sexuell missbraucht.
Aber wie kommt es, dass ein Verwahrter frei durch Basel spaziert? Ist er geflohen?
Nein, es ist die unglaubliche Geschichte eines vermeintlich therapierten Serienvergewaltigers, dessen Vollzugslockerungen das Verwaltungsgericht anordnete. Obwohl sich das Luzerner Amt für Justizvollzug dagegen wehrte.
Seine Opfer betäubte Markus Wenger mit K.-o.-Tropfen. Lauerte ihnen auf Parkplätzen auf. Vergewaltigte sie an Autobahn-Raststätten, in Tiefgaragen, im Wald. Zwei der Frauen verunfallten nach dem Missbrauch mit dem Auto schwer. «Es ist Wahnsinn, was ich all den Frauen antat», erklärte der ehemalige Werkstatt-Chef Wenger an einem seiner Prozesse.
1999 verwahrte das Luzerner Obergericht Markus Wenger. Die Öffentlichkeit sollte vor dem Vergewaltiger geschützt werden.
Doch dann beginnt Wenger, für seine Freilassung zu kämpfen. «Heute bin ich nicht mehr gefährlich», sagte er 2006 dem «Beobachter»; «In den letzten Jahren hat man mir immer wieder versprochen, in Freiheit zu kommen», 2007 der «NZZ am Sonntag»; «Was die Behörden mir antun, ist psychische Folter», 2009 dem «Magazin».
Er will Vollzugserleichterungen, aus der Verwahrung entlassen werden.
Aber das Luzerner Amt für Justizvollzug glaubt nicht an die Läuterung von Markus Wenger. Der immer wieder aus dem Gefängnis türmt. Aus dem Krienser Grosshof, aus der Strafanstalt Lenzburg AG.
Verwaltungsgericht auf Vergewaltigers Seite
«Mit Blick auf das hohe Rückfallrisiko», entscheidet das Amt, seien Hafterleichterungen «nicht zu verantworten».
Doch das Verwaltungsgericht schlägt sich immer wieder auf Wengers Seite, zuletzt im September 2008 und im Oktober 2010. Es gewährt dem Verwahrten erst begleitete, dann unbegleitete Urlaube, dann den offenen Vollzug.
Die Luzerner Vollzugsbehörden müssen diese Urteile vollziehen. «Auch wenn uns das nicht immer bis ins letzte Detail gepasst hat», wie Barbara Ludwig sagt, Leiterin der Dienststelle Militär, Zivilschutz und Justizvollzug. «Aber das sind die Spielregeln in einem Rechtsstaat.»
Seit Oktober 2011 lebt der 22-fache Vergewaltiger im Rahmen eines Wohn- und Arbeitsexternats alleine in einer Wohnung in Basel.
Die Öffentlichkeit erfährt nichts davon.
Markus Wenger trägt Fussfesseln, er muss sich regelmässig bei seinen Bewährungshelfern melden und die Termine beim Psychotherapeuten einhalten. An den Wochenenden arbeitet er als Küchengehilfe in einem Restaurant im Berner Oberland.
Bis er wieder verhaftet wird
«Wir mussten ihn auf einen Wiedereinstieg ins Berufsleben vorbereiten», sagt Barbara Ludwig. «Es schockiert mich, falls er wirklich wieder eine Frau belästigt hat. Es macht mich auch unendlich traurig, vor allem wenn ich an das Opfer denke.»
Der Berner Oberländer Markus Wenger (55) ist ein Triebtäter, unberechenbar und grausam.
Von 1983 bis 1992 vergeht er sich an 22 Frauen. Er lauert ihnen auf: im Wald, in der Tiefgarage, an der Autobahn-Raststätte. 1985 wird Wenger zum ersten Mal verurteilt. Der Maschinenschlosser muss sieben Jahre ins Zuchthaus und wird verwahrt. Er reicht Berufung ein. Sechs Mal flieht Wenger. Von 1993 bis 1997 taucht er in Deutschland unter, gründet eine Familie, baut ein Unternehmen auf. Bei einer Verkehrskontrolle schnappt ihn die deutsche Polizei. Er wird an die Schweiz ausgeliefert.
Der Berner Oberländer Markus Wenger (55) ist ein Triebtäter, unberechenbar und grausam.
Von 1983 bis 1992 vergeht er sich an 22 Frauen. Er lauert ihnen auf: im Wald, in der Tiefgarage, an der Autobahn-Raststätte. 1985 wird Wenger zum ersten Mal verurteilt. Der Maschinenschlosser muss sieben Jahre ins Zuchthaus und wird verwahrt. Er reicht Berufung ein. Sechs Mal flieht Wenger. Von 1993 bis 1997 taucht er in Deutschland unter, gründet eine Familie, baut ein Unternehmen auf. Bei einer Verkehrskontrolle schnappt ihn die deutsche Polizei. Er wird an die Schweiz ausgeliefert.