Deutschland hat es getan, Irland hat es getan und viele weitere auch: Sie alle sagten: JA! Ich will. Sie sagten JA zur Ehe für Alle und somit JA zur Realität und JA zur Liebe. Und die Schweiz? Wir sollten es auch tun, wenn wir nicht wie beim Frauenstimmrecht erneut die Letzten sein wollen.
Und plötzlich ging es schnell. Nach langem Herumgeplämperle hat Deutschland sich diese Woche zur Liebe bekannt. Kein «vielleicht», kein «mal schauen», kein «es ist doch gut so wie's ist», keine Halbverbindlichkeiten, keine offene Beziehung mit offenem Ausgang, keine definierte Undefiniertheit, sondern ein klares «Ja, ich will». Ein klares Ja zur Ehe für Alle.
Im grossen Kanton hat sich die Realität durchgesetzt. Denn die Liebe macht nicht halt vor den vermoderten, schweren, verschlossenen Holztoren überholter Vorstellungen. Es klingt vielleicht kitschig, aber: Die Liebe ist schlussendlich stärker als solche Tore. Liebe ist Liebe. Alle Menschen, egal welcher sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität, sollen heiraten dürfen. Es ist ein guter Tag für all die Menschen, die sich lieben und die heiraten wollen.
Dieser Entscheid stärkt die Ehe. Dieser Entscheid hat nicht zur Folge, dass die Ehe zwischen heterosexuellen Paaren nun einen geringeren Wert erhält, im Gegenteil. Es geht darum, dass die, die heiraten wollen, heiraten dürfen.
«Die Ehe befindet sich immer wieder im Wandel»
Früher durften Bürgerliche keine Adeligen heiraten. Vermählungen zwischen Katholiken und Protestanten waren verpönt. Und dass im Zürcher Ehegesetz im Jahre 1524 neu Männer ab 20 Jahren und Frauen ab 18 Jahren auch ohne Einwilligung der Eltern heiraten durften, kam einer Revolution gleich. Der Blick zurück in die Geschichte zeigt uns, dass sich die Ehe immer wieder im Wandel befand – weil sich auch die Welt wandelte.
Wir befinden uns in einem solchen Moment der Geschichte. Die Politiker in Deutschland haben dies mit Verspätung erkannt, das konservative Irland hat 2015 für die Ehe für Alle gestimmt, in Belgien, Frankreich, Holland, Spanien und vielen weiteren Ländern gibt es sie schon länger.
Und die Schweiz? Sie droht den richtigen Moment in der Geschichte zu verpassen. Bereits beim Frauenstimmrecht hat sie viel zu lange gebraucht, hat viel zu lange Rechte einer Bevölkerungsgruppe vorenthalten. Wollen die Politikerinnen und Politiker der Schweiz also nicht wie beim Frauenstimmrecht am hintersten Ende der Geschichte herumirren, sollten sie vorwärts machen: Die Zeit ist reif.
Wir wollen kein «vielleicht«, kein «mal schauen», kein «es ist doch gut so wie's ist», kein «warum denn definieren?». Wir wollen ein klares «Ja, ich will».
Schweiz, mach vorwärts.
Anmerkung von BLICK: Jessica Zuber und Ruedi Schneider sind bei der Operation Libero Kampagnenleiter für die «Ehe für Alle». Ruedi Schneider ist homosexuell, Jessica Zuber ist bisexuell. Die Operation Libero versteht sich selbst als «politische Bewegung, die sich für eine weltoffene und zukunftsgewandte Schweiz». Bekannt wurde sie bei der Abstimmung um die Durchsetzungs-Initiative am 28. Februar 2016.t