Schluss und aus! Einmal mehr. Restaurants und Bars dürfen ab Dienstag keine Kundschaft mehr bedienen. Dass der Bundesrat diese drastische Massnahme zur Eindämmung der Pandemie anordnen würde, war erwartet worden. Von der Bevölkerung, sogar von den Beizern selbst.
Gerade Gastronomen begrüssten die Schliessung. Denn bei einem Gästeverbot ab 19 Uhr war an wirtschaftlichen Betrieb nicht mehr zu denken. Wer stopft um 18 Uhr noch kurz ein Schnitzel rein, kippt ein Bier, löffelt ein Caramelköpfli? Es war der Tod auf Raten einer dahinsiechenden Branche.
«Diese Kakofonie und die ständigen Änderungen, das Hüst und Hott des Bundesrats und der Kantone verunmöglichte ein planbares Arbeiten», sagt Casimir Platzer (58), Hotelier aus Kandersteg BE und Chef des Verbands für Hotellerie und Gastronomie in der Schweiz (Gastrosuisse). Auch er befürwortet den Beizen-Lockdown.
Allerdings nur mit einem sehr grossen «Aber», einem Vorbehalt, der nun schon seit Monaten überall in der Schweiz zu hören ist: «Aber nur mit entsprechenden Hilfspaketen für die Branche. Sonst gehen Tausende Beizen für immer zu und Zehntausende Arbeitsplätze verloren.»
Härtefallregel greift zu spät
Der Entscheid des Bundesrats, die Beizen bis am 22. Januar dichtzumachen, bedeutet für Gastronomen einen Schaden von schätzungsweise 2,5 Milliarden Franken, so die Branchenvereinigung.
Um die ungedeckten Fixkosten zu finanzieren, sind laut Platzer rund 30 Prozent des Umsatzes nötig. «Die Gastronomie braucht also bis zu 600 Millionen Franken monatlich, um die Fixkosten decken zu können.»
Die Härtefallregelung greife dabei vielerorts zu spät. «Zudem ist die Schwelle von 40 Prozent Umsatzverlust für viele Betriebe zu hoch», moniert der Gastrosuisse-Präsident. «Wir hätten eine Branchenlösung bevorzugt.»
Die jedoch ist für die Wirte nun in weite Ferne gerückt. Zwar hatte sich Finanzminister Ueli Maurer (70) vorletzte Woche offen gezeigt, zusätzlich zu Härtefallregelungen auch eine Branchenlösung in Betracht zu ziehen, in welcher Form auch immer. Die Beizer hofften auf Beschlüsse, analog zum Hilfspaket im Sport: À-fonds-perdu-Beiträge zu minimalen Bedingungen.
Wettbewerbsverzerrung befürchtet
Selbst Marius Brülhart (53), Ökonomieprofessor an der Uni Lausanne, hält die Härtefallregelung für eine «unausgegorene Massnahme»: «Zwar hat der Bund viel Geld gesprochen, doch die Kantone müssen die Auszahlungskriterien festlegen. Das verzögert schnelle Hilfe.» Für die Beizen sei das Schlimmste zu befürchten.
Eine schnelle und unkomplizierte Hilfe scheiterte am bürgerlichen Powerplay im Ständerat. Die «Chambre de réflexion» erteilte der von den Wirten ersehnten Branchenlösung eine Absage.
CVP-Ständerat Pirmin Bischof (61) befürchtete eine Wettbewerbsverzerrung. Und sein Parteikollege Benedikt Würth (52) argumentierte: «Jetzt will man nochmals eine Schnittstelle schaffen, indem man neben dem kantonalen Vollzug und der kantonalen Organisation noch einen Branchenansatz drauflegt. Das kann nicht gut gehen!» Was bleibt? Lichter aus in den Gaststätten – bei einigen wohl für immer.