Gab es eine Raser-Fahrt vor dem Crash in Dietikon? Heinrich Scherer (81) sah den BMW schon am Tag vorher
«Der hat mich im 60er mit über 100 km/h überholt!»

Nach dem schrecklichen Crash in Dietikon ZH hat jetzt erstmals ein Zeuge den Mut, öffentlich über seine Erfahrungen mit dem Unfall-BMW zu reden. Und der Rentner Heinrich Scherer (81) nimmt dabei gegenüber BLICK kein Blatt vor den Mund.
Publiziert: 11.10.2019 um 23:35 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2019 um 01:34 Uhr
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Auf dieser Strecke soll der schwarze BMW viel zu schnell gefahren sein.
Foto: zVg
Ralph Donghi und Michael Sahli

Zum ausgeliehenen 600-PS-BMW vom Horror-Crash in Dietikon ZH letzten Samstag tun sich immer mehr Abgründe auf. BLICK hat nun einen Zeugen, der mit dem Wagen schon am Tag vor dem Unfall schlechte Erfahrungen gemacht hat – im Kanton Luzern.

«Es war der Horror», sagt Heinrich Scherer (81). «Der BMW hat mich im 60er sicher mit weit über 100 km/h überholt! Ich dachte, ich spinne.»

Der pensionierte LKW-Chauffeur machte in einer Bäckerei in Dierikon LU Einkäufe. Danach stieg er in seinen Skoda, wollte nach Hause nach Adligenswil LU. Passiert ist es um 12 Uhr auf der Strecke, auf der vor Jahren ein schwerer Unfall geschah und deshalb die Tempolimite reduziert wurde.

Zuerst gedrängelt, dann überholt

«Zuerst fuhr niemand hinter mir, als ich in den Rückspiegel schaute», so Scherer. «Bei einem weiteren Blick zurück, sah ich plötzlich einen dunklen Wagen. Der fuhr so nahe auf, dass es geknallt hätte, wenn ich hätte bremsen müssen.»

Damit nicht genug. Scherer: «Als wir vom 50er- in den 60er-Bereich kamen, hat das Auto kurz darauf Vollgas gegeben und ist trotz Überholverbot so schnell an mir vorbei, dass ich ihn nach wenigen Sekunden nur noch ganz klein gesehen habe.» Er habe nur noch sehen können, «dass der wie ein Irrer in eine Rechtskurve fährt». Scherer ist sicher: «Wäre da in der Kurve jemand auf der anderen Fahrbahn gefahren – es wäre zum Crash gekommen!»

Zeuge hat zuerst Angst vor Problemen

Beim nächsten Stopp kann Scherer zum Tempo-Bolzer aufschliessen. «Da sah ich, dass es ein BMW war mit dem Kennzeichen AG 9231. Und dass eine Person drin sass.» Dann sei der Wagen weiter gedüst.

«Geschockt» fährt Scherer heim. Beim Mittagessen überlegt er sich, ob er etwas unternehmen will. «Zuerst wollte ich nicht, weil es nur Probleme geben könnte. Doch dann schaute ich das Kennzeichen nach.»

Resultat: Es ist gesperrt. Es zeigt deshalb die Adresse der Garage von Beat Peter (50) in Oftringen AG an. Er hat die gleiche Nummer wie der BMW, mit einem «U» dahinter – eine Garagennummer. Peter erhielt deshalb schon etliche Reklamationen. «Ich wusste das noch nicht, rief ihn an und wollte mich beschweren», sagt Scherer. «Da wurde ich aufgeklärt.» Beat Peter bestätigt BLICK den Anruf des Luzerners.

«Man gibt solchen Schnuderis keine 600-PS-Autos!»

Scherer wollte am Montag zur Polizei. Doch schon am nächsten Tag verursacht der BMW den Crash in Dietikon. «Ich hatte schon am Sonntag ein Gefühl, dass es der Gleiche war.»

Der Senior ist wütend: «Man gibt solchen Schnuderis keine 600-PS-Autos! Und man fährt als Mieter nicht so rum!» Scherer wünscht sich, dass «der BMW-Besitzer und die Lenker hart bestraft» werden. Er macht sich Sorgen: «Man ist auf der Strasse einfach nicht mehr sicher.» Es könne jeden treffen. Genau wie die Mutter (42) und ihre Tochter (4), die in Dietikon lebensgefährlich verletzt wurden.

Wer sass alles am Steuer des Unfall-BMWs?

Wer am Tag vor dem Unfall am Steuer des BMWs sass und im Luzernischen aufs Gas gedrückt hat, ist unklar. Es könnte der Besitzer (43) des Autos gewesen sein, dem die Kündigung seiner Einstellhalle droht, falls er zu dem Zeitpunkt noch nicht in den Ferien weilte. Aber auch ein anderer Mieter, ein Kollege des verhafteten Lenkers Ardian C.* (20), könnte es gewesen sein – oder der Unfallfahrer von Dietikon selbst.

Der BMW-Besitzer will BLICK keine weiteren Fragen beantworten. Sicher ist: Die Zürcher Staatsanwaltschaft dürfte nicht nur an seinen, sondern auch an den Aussagen von Heinrich Scherer interessiert sein. Der Senior hat kein Problem damit: «Ich würde das Gleiche erzählen wie hier.»

* Name geändert

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