Er hat Tiere gern, sehr gern – zum Fressen gern. Nicht nur Reh- und Hirschpfeffer kommen bei Ex-Jäger Martin Bühlmann (72) in den Kochtopf: Er hat auch schon Dachs und Fuchs gegessen – und sogar Katzen.
«Katzenfleisch ist sehr fein und bekömmlich, es schmeckt besser als Kaninchen, findet der Hobbykoch. Zubereitet werde es als Katzenpfeffer. Der Luzerner liebt vergessene und verpönte Menüs aus Grossmutters Zeiten: Schweinsohr, Kutteln, Kalbshirn oder -grick – Leber, Lunge, Herz und Milke an einer Sauce.
«Ich finde solche Gerichte und auch Katzenfleisch ethisch vertretbarer als beispielsweise Meeresfrüchte oder Sushi, das von weit hergeholt wird. Das kommt bei mir nicht auf den Tisch.»
Bühlmann betont allerdings auch, dass er schon lange kein Büsi mehr gegessen habe – und dass es auch früher nicht alltäglich gewesen sei. «Aber ich bin in einfachen Verhältnissen in einer Grossfamilie aufgewachsen. Da war es normal, dass die Katzen verwertet wurden. Meine Mutter machte daraus meistens einen Braten.»
Ein flauschiges, schnurrendes, liebenswertes Büsi töten und verspeisen – wie bringt man so etwas übers Herz? «Es fühlt sich nicht anders an als bei einem Huhn – Hauptsache, Schuss oder Schnitt sitzen und das Tier muss nicht leiden», sagt Bühlmann.
Die zunehmende Vermenschlichung von Katzen und Hunden kann er nicht nachvollziehen: «Das Nahrungsangebot im Supermarkt ist für Tiere bald so vielfältig wie für Menschen. Haustiere bekommen Kleidchen – das ist doch lächerlich.»
Dem Logopäden ist es wichtig, dass gutes und essbares Fleisch nicht einfach weggeworfen wird: «Wenn Bauern überschüssige Katzen hatten, riefen sie oft mich zu Hilfe.» Bühlmann kam mit seiner Jagdflinte auf den Hof und löste das Problem. Auch verwilderte Katzen mussten schon dran glauben: «Sie gehören einfach nicht in den Wald, deshalb soll man sie dort schiessen.»
Die Schweiz ist tatsächlich eines der ganz wenigen Länder in Europa, in denen es noch erlaubt ist, die eigene Katze oder den Hund zum Eigenverzehr und anderen nichtkommerziellen Zwecken zu töten.
Hundefleisch jedoch hat noch nicht einmal der Allesesser Bühlmann probiert. Mehr als zwölf Jahre lang war der Spaniel «Julian von Hasenschreck» sein treuer Begleiter: «Ich hatte Tschülu sehr gern, er hat meinen Alltag erfüllt.» Doch dann wurde der Hund schwer krank, hörte schlecht, bekam Atemprobleme.
Wenn Bühlmann im neuen SRF-Dok-Film «Das Tier und wir» am Donnerstag von seinem Hund erzählt, kämpft er sichtlich mit den Tränen. Allerspätestens da beginnt der Zuschauer den Jäger zu mögen – und sich zu fragen: Hat er nicht eigentlich recht mit seiner Einstellung?
«Ich verabschiedete mich mit den Worten ‹Tschau Tschülu› von meinem Hund», sagt Bühlmann im Film. Sein Atem stockt: «Dann habe ich geschossen.»
Das Töten seines vierbeinigen Kameraden habe er nicht an irgendjemand anderen delegieren wollen; es wäre feige gewesen. «Ich habe das Tier getötet, weil ich es so sehr geliebt habe.»