Führende Schweizer Vagina-Chirurgin erzählt
«Männern ist es ziemlich egal, wie sie aussieht»

Kaum je hat eine Schweizer Expertin so offen über Eingriffe im Intimbereich gesprochen wie Colette Carmen Camenisch (43).
Publiziert: 01.08.2015 um 19:05 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:18 Uhr
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Von Urs Helbling

Die gebürtige Bündnerin arbeitet an der renommierten Klinik Pyramide am See in Zürich. Der «NZZ» erklärte sie: «Chirurgin zu sein ist für mich eine Berufung.» Und: «Ich darf heute jenen Beruf ausüben, der genau meinen Träumen in der Jugendzeit entspricht.»

Als Fachärztin für plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie macht Colette Camenisch  zunehmend Eingriffe im Intimbereich von Frauen, wie sie heute in der «Südostschweiz» verrät.

Laut Carmen Camenisch sehen 50 Prozent der Leute in der Intimchirurgie etwas Suspektes: «Aber endlich ist unsere Intimzone ein Thema. Und neu ist, dass man darüber diskutieren darf. Sehr viele Frauen leiden schon lange.»

Die Fachärztin erklärt: «Die Mehrheit der Operationen, die ich durchführe, sind Schamlippen-Verkleinerungen, sogenannte Schamlippen-Reduktionen.» Denn die äusseren Schamlippen würden mit zunehmendem Alter immer kleiner, die inneren dagegen immer grösser. Colette Camenisch weiter: «Zudem verenge oder straffe ich Scheiden, die bei schweren Geburten traumatisiert wurden.»

Auf die Frage der «Südostschweiz», was sie in ihrer Praxis bisher am meisten irritiert habe, erklärte die Chirurgin: «Der Umstand, dass Frauen durchs Leben gehen und sogar Kinder gebären, ohne ein einziges Mal ihre Vagina gesehen zu haben. Sie können sicher sein, dass jeder Mann genau weiss, wie lang und wie breit sein Penis ist. Der Mann hat einen ganz anderen Bezug zu seinem Penis, weil er ihn auch x-mal pro Tag in den Händen hat, was ja bei uns nicht der Fall ist.» Und: «Den Männern ist es ziemlich egal, wie eine Vagina aussieht.»

Aber: «Was ich nach einer Rekonstruktion oft höre, ist, dass das Sexleben besser geworden ist. Einfach, weil sich die Frau befreiter fühlt. Und wir wissen, wenn sich eine Frau im Kopf befreit fühlt, dann ist auch der Sex besser», erklärt Carmen Camenisch.

Bei den Operationen gehe es darum, die Grössenordnung einer normalen, durchschnittlichen Frau zu finden. Was allerdings als normal gelte, sei nicht definiert. «Es liegt alleine an mir und meiner Patientin, die Ethik in diesem Bereich zu entwickeln», erklärt die Ärztin.

Sie versucht, bei den Operationen «auf einer Schiene zu bleiben, die immer noch Sinn macht». Also keine Designer-Vaginen. «Ich operiere ja keine Frauen, die nur wenig vergrösserte Schamlippen haben. Meine Patientinnen haben Schamlippen mit einer durchschnittlichen Grösse von sechs Zentimeter Länge und vier Zentimeter Breite. Das können massive Vergrösserungen sein», betonte Colette Camenisch in der «Südostschweiz».

Und wie gross sind die Risiken bei den Eingriffen? «Man muss vorsichtig sein, dass man nicht zu nahe an die Klitoris kommt», sagt die in Zürich tätige Chirurgin.

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