Es ist ein absurder Streit, der in der Nacht auf letzten Sonntag am Zürcher Zähringerplatz offenbar eskalierte. Frédéric D.* (24) aus Nidau BE erzählt: «Ich bin auf der Treppe der Zentralbibliothek gesessen. Dort wollte ich meine Ruhe haben.» Dann sei plötzlich eine Frau aufgetaucht. «Die Dame hat einen anderen Mann beschuldigt, er hätte ihr Nüsse angeworfen. Dann hat sie ihm Nüsse angeworfen», so der gelernte Fachmann Betriebsunterhalt. D. hätte das Spektakel beobachtet, dann sei die Frau plötzlich auf ihn los: «Sie behauptete, auch ich hätte ihr Nüsse angeworfen.»
Dann sei die Situation eskaliert. «Die Frau hat mich weggeschubst, ich fiel zu Boden. Es kam zu einer Rangelei. Dann habe ich sie mit dem Fuss weggekickt, weil ich mich von ihr bedroht gefühlt habe», so der Berner. Die Polizei sei angerückt. «Die Einsatzkräfte haben mich runter gedrückt, sie haben mich geschlagen und nicht aufgehört», jammert der Arbeitssuchende.
Im Kastenwagen sei er dann so energisch gemassregelt worden, dass er keine Luft mehr gekriegt hätte. «Mein Handgelenk ist durch den Polizeieinsatz gebrochen, und ich habe Prellungen.»
Die Version der Stadtpolizei ist eine andere
So ist es nicht abgelaufen, heisst es von der Stadtpolizei Zürich. Sie bestätigt zwar den Einsatz, stellt jedoch klar: «Ein Polizist bemerkte, dass ein Mann eine Frau zu Boden drückte und sie tätlich anging.» Frédéric D. habe der 27-jährigen Frau gemäss deren Aussagen direkt ins Gesicht getreten. Zudem habe er ihr Haare ausgerissen. Gegen den Mann werde nun unter anderem wegen Körperverletzung rapportiert. Das Opfer sei momentan aufgrund der Verletzungen arbeitsunfähig. An einen gezielten Tritt ins Gesicht der Frau will sich der Arbeitslose im Gespräch mit BLICK aber nicht mehr erinnern können.
Auch wegen Hinderung der Amtshandlung muss sich der junge Mann vor der Justiz verantworten. Er versuchte nämlich laut der Stadtpolizei, sich der Kontrolle zu entziehen und rannte eine Treppe hoch: «Im nächsten Moment stürzte er ohne Fremdeinwirkung die Treppe herunter.» Ergebnisse eines Alkohol- oder Drogentestes sind nicht bekannt. Der 24-Jährige selbst gibt an, er habe lediglich drei Bier getrunken.
Polizistin als «Drecksschlampe» bezeichnet
Auch im Kastenwagen habe der junge Mann noch Krawall gemacht. «Er hat sogar das massive Gittertor des Transporters demoliert», so Polizeisprecher Marco Cortesi. Eine Polizistin habe er als «Drecksschlampe» bezeichnet. «Ich habe Platzangst», verteidigt sich Frédéric D.
Heute tue ihm die Prügelei mit der Frau leid: «Das hätte nicht passieren sollen.» Dennoch: Die Reaktion der Polizei verstehe er nicht. Er will Anzeige gegen die Einsatzkräfte erstatten.
* Name bekannt