Frauen in der Armee: Teil 4 - Hauptmann Susanne Siegenthaler (35)
«Das Militär hat die grössten Helis. Deshalb bin ich hier»

Susanne Siegenthaler (35) ist gerade gelandet. Am Morgen flog die Berufsmilitärpilotin im Super-Puma nach Payerne VD, jetzt ist sie zurück auf der Basis der Luftwaffe in Alpnach OW.
Publiziert: 28.11.2013 um 14:39 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:25 Uhr
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Hauptmann Susanne Siegenthaler auf der Luftwaffen-Basis in Alpnach OW. Sie fliegt den Super-Puma und den Cougar.
Foto: Peter Gerber
Von Katia Murmann

Siegenthaler ist eine von sechs Frauen mit ­Pilotenlizenz in der Schweizer Armee. «Helikopter haben mich schon immer fasziniert, mehr als Flugzeuge», sagt Siegenthaler. «Weil das Militär die grössten Helis hat, bin ich dort Pilotin geworden.»

Susanne Siegenthaler fliegt den Super-Puma und den Cougar – beides Mega-Helikopter, bis zu 19 Meter lang, die bis zu 25 Passagiere befördern können. Sie macht Überwachungsflüge für die Grenzwacht, Suchflüge für die Rega, ist bei Grossanlässen wie dem World Economic Forum in Davos im Einsatz und transportiert Truppen und VIPs. «Der letzte Bundesrat, der mit mir flog, war Christoph Blocher.»

Frauen im Cockpit sind gerade in der Armee noch immer eine Seltenheit. «Die Passagiere staunen manchmal schon, wenn sie sehen, dass eine Frau sie fliegt», sagt Susanne Siegenthaler. Einer ihrer Kollegen berichtet von einem ausländischen Gast der Armee, der die Passagiere bei einem Flug mit Siegenthaler ungläubig fragte: «Ist das eine Frau?!» Als die anderen bejahten, verstummte er – und verbrachte den Rest des Flugs in angespanntem Schweigen.

Susanne Siegenthaler kann angesichts solcher Erzählungen nur schmunzeln. «Die Männer gewöhnen sich immer mehr an uns Frauen», sagt sie. «Aber schön wäre es schon, wenn es mehr Frauen im Militär hätte.»

Siegenthalers sind eine Flieger-Familie. Schon der Vater war Pilot. Ihr älterer Bruder wollte ebenfalls fliegen, scheiterte aber an den strengen medizinischen ­Selektionshürden. Susanne hingegen bestand alle Tests. Nach zwei Semestern Jura-Studium trat sie in die Rekrutenschule ein. Seit 2001 ist sie Berufsmilitärpilotin. Sie arbeitet 40 Prozent, weil sie einen fünfjährigen Sohn und eine zwölf Monate alte Tochter betreut. Auch ihr Mann ist Pilot bei der Luftwaffe.

«Unser Sohn ist schon jetzt begeistert von Helis», sagt Siegenthaler lachend. «Er darf bei uns manchmal zuschauen. Aber mitfliegen ist tabu – dafür muss er später schon selbst Militärpilot werden.»

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