Cassis gehört dem Nationalrat seit Juni 2007 an, seit 2011 ist er Vizepräsident der Fraktion. Der 54-jährige Mediziner hat sich im Nationalrat mit sozial- und gesundheitspolitischen Themen einen Namen gemacht.
Der 34-jährige Wasserfallen sitzt ebenfalls seit 2007 im Nationalrat und ist seit 2012 Vizepräsident der FDP. Der Maschineningenieur engagiert sich in der Medien- und der Bildungspolitik, schwergewichtig aber in der Energiepolitik. Als Vorstandsmitglied des Nuklearforums und der Aktion für vernünftige Energiepolitik Schweiz ist er als Gegner der Energiestrategie in Erscheinung getreten.
Die Eingabefrist für Kandidaturen ist am Mittwoch abgelaufen. Mit den beiden Bewerbern hat die Fraktion die Auswahl zwischen zwei Generationen, zwei Landesteilen und auch zwei Flügeln der FDP: Während Cassis auf zurückhaltende Art das soziale Gewissen der Partei repräsentiert, steht der mediengewandte Wasserfallen entschieden für wirtschaftsliberale Positionen ein.
Auch der Zürcher Nationalrat Beat Walti hatte eine Kandidatur erwogen. Diese Woche entschied er sich dagegen. Er begründete den Entscheid auf Anfrage damit, dass sich die zeitliche Belastung als Fraktionspräsident nicht mit seinen beruflichen Verpflichtungen unter einen Hut bringen lasse.
Der Posten ist nicht nur arbeitsintensiv, er bringt auch Prestige und Einfluss unter der Bundeshauskuppel. Es gilt, die verschiedenen Flügel und Strömungen in der Fraktion auf eine Linie zu bringen, um ein geschlossenes Auftreten sicherzustellen. Das braucht Engagement, Überzeugungskraft und grosse Dossierfestigkeit.
Das Fraktionspräsidium ist aber auch das Bindeglied zu den anderen Bundeshausfraktionen. Für den neuen FDP-Fraktionspräsidenten dürfte in der nächsten Legislatur vor allem die Beziehungspflege mit der SVP eine Herausforderung sein.
Treten die beiden Fraktionen geschlossen auf, haben sie im Nationalrat eine Mehrheit. Für die FDP birgt dies aber die Gefahr, sich von der SVP und ihren Positionen vereinnahmen zu lassen. Eine der heikelsten Aufgaben des Fraktionspräsidenten wird es daher sein, die richtige Nähe und Distanz zur grossen Partnerin im rechten Block zu finden.
Unter der bisherigen Fraktionspräsidentin Gabi Huber war dieses Verhältnis nicht immer spannungsfrei. Die Urner Fraktionspräsidentin leitete die Fraktion seit Ende 2007. Sie zieht sich aus der nationalen Politik zurück.
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