Forschungspolitik
Weltweite Wissenschaftsdemo auch in Genf

Wie in zahlreichen anderen Städten weltweit sind in Genf hunderte Menschen dem «March of Science» gefolgt. Der weltweite Protestaufruf zielt gegen die zunehmende Einschränkung der Wissenschaft und gegen US-Präsident Donald Trump.
Publiziert: 22.04.2017 um 17:08 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:40 Uhr
600 Menschen marschieren in Genf für die Wissenschaft
1:13
Weltweiter Protestaufruf wegen Trump:600 Menschen marschieren in Genf für die Wissenschaft

Rund 600 Demonstranten versammelten sich in Genf, wie Daphne Donis vom Organisationskomitee des Genfer «March of Science» auf Anfrage sagte. Gemeinsam wollten sie Menschen auf der ganzen Welt an die zentrale Rolle der Wissenschaft in der Politik und der Wirtschaft erinnern.

Der weltweite «March for Science» begann am Samstag in Australien und Neuseeland - hier im Bild: Demonstrierende in Sydney. Sie wehren sich gegen die zunehmende Einschränkung der Wissenschaft.
Foto: Keystone/EPA AAP/DAVID MOIR

Die Kundgebung in Genf sei einmalig, sagte Donis, weil sich rund um Genf besonders viele weltweit angesehene Organisationen konzentrierten, die sich für eine fortschrittliche und menschliche Wissenschaft einsetzten. Ein wichtiges Anliegen der Aktion ist laut Organisationskomitee, den Austausch zwischen Bevölkerung und Forschenden zu fördern und damit auch das Vertrauen in die Wissenschaft zu stärken.

Zur Kundgebung und dem Umzug war auch die Bevölkerung eingeladen, vor allem aber auch zu einem «Fest der Wissenschaft» nach der Demo, bei dem es Einblicke in die wissenschaftliche Arbeit Schweizer Forscherinnen und Forscher gab.

Am Marsch beteiligt hat sich auch der deutsche Physiker und ehemalige Generaldirektor der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) Rolf Heuer. Es brauche eine offene Gesellschaft, damit sich die Wissenschaft entfalten kann, sagte Heuer. Derzeit passiere das Gegenteil. Und zwar nicht nur in den USA, das Phänomen sei auch in Europa zu spüren.

Am Anfang stand der Satz «There needs to be a Scientists' March on Washington», der im Januar im Onlineforum Reddit gepostet wurde. Anlass waren Aussagen und Personalentscheide des neuen US-Präsidenten Trump, die nichts Gutes für die Wissenschaft in den USA ahnen liessen.

Der Vorschlag traf einen Nerv. Nicht nur in den USA organisierten sich Wissenschaftlerinnen und Befürworter von Fakten und einer freien und unabhängigen Wissenschaft, um am 22. April in Washington zu demonstrieren. Weltweit waren im Rahmen des «March for Science» am Samstag in rund 500 Städten Demonstrationen angekündigt.

Die zentrale Veranstaltung war für die US-Hauptstadt Washington geplant, wo die Demonstranten zum Kapitol ziehen wollten. Nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump wächst vor allem in den USA die Angst vor einer neuen Ära der «alternativen Fakten».

In Australien wandten sich die Demonstranten ebenfalls gegen politische Einflussnahme durch die derzeitige konservative Regierung. In Sydney trugen viele Demonstranten weisse Laborkittel. Auf Spruchbändern war zu lesen: «Ohne Wissenschaft ist alles nur Fiktion» sowie «Wir brauchen Denker, keine Leugner». Weitere Kundgebungen wurden unter anderem aus Melbourne, Brisbane und Perth sowie aus den neuseeländischen Städten Wellington und Auckland gemeldet.

In Deutschland waren Kundgebungen ausser in Berlin in zahlreichen weiteren Städten angemeldet. In Berlin etwa schätzten die Veranstalter die Teilnehmerzahl auf 11'000, die Polizei sprach von mehreren tausend Demonstranten.

Nach den Worten des Geophysikprofessors Peter Schlosser von der New Yorker Columbia Universität soll der weltweite «March for Science» ein Bewusstsein dafür schaffen, wie wichtig Forschung für die Zukunft der Gesellschaft ist.

Die von der neuen US-Regierung geplanten Budgetkürzungen, die noch vom Parlament beschlossen werden müssen, würden in gravierendem Ausmass sowohl Klima- und Umweltforschung als auch Forschung im Bereich der Gesundheit betreffen, warnte der Leiter des Department of Earth an Environmental Engineering im Deutschlandradio Kultur.

Laut Schlosser will die US-Regierung bei der Gesundheitsbehörde 18 Prozent einsparen und bei der Umweltbehörde sogar 31 Prozent. Das schlage sich unmittelbar auf die Stärke der Forschung nieder, sagte der Wissenschaftler. Er rechne damit, dass die Forschung «über Jahre bis Jahrzehnte daran knabbern» werde.

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