Sie gehört zu den schönsten Frauen im Land. Irmela Sabotic (23) ist die amtierende Miss Solothurn und Viertplatzierte der diesjährigen Miss-Earth-Wahl. Doch Sabotics Leben ist geprägt von schweren Schicksalsschlägen. «Ich bin im Bosnienkrieg aufgewachsen und kam als Flüchtling in die Schweiz», erzählt sie. Die dramatische Entwicklung der Flüchtlingskrise an der Grenze von Serbien zu Ungarn bewegt die Muslimin sehr. «Die Bilder, die ich in den Nachrichten sehe, erinnern mich an die Zeit, als ich den Krieg erleben musste», sagt sie. «Die Gräuel von damals quälen mich wieder.»
Als der Krieg in Bosnien 1992 ausbrach, war Sabotic ein Jahr alt. Ihre Familie lebte damals in einem Dorf nahe der Hauptstadt Sarajevo. Dort erlebte sie brutalste Übergriffe. «Ich sehe noch heute die zerstörten Strassen, die mit Körperteilen und Blut übersät waren. Oder ich erinnere mich, wie wir bei Bombenangriffen in die Keller flüchteten.» Doch das Schlimmste war, als ihr Vater verwundet wurde. «Eine Kugel traf ihn in die Schulter», sagt sie. «Die Patrone konnte in Bosnien nicht entfernt werden, für ihn blieb nur die Flucht in ein Land, wo er operiert werden konnte.»
Über Kroatien, Slowenien, Italien und Frankreich gelangte ihr Vater Ruzdija (46) schliesslich in die Schweiz. «Die Familie war drei Monate lang getrennt, wir hatten keinen Kontakt», so Sabotic. Doch dann kam die erlösende Nachricht. «Er bekam Asyl und durfte uns nachholen.»
Seither sind 18 Jahre vergangen. Die Solothurnerin ist heute als Model erfolgreich und hat sich zur Buchhalterin ausbilden lassen. «Ich habe mich in der Schweiz schnell eingelebt. Ausländerfeindlichkeit habe ich nur wenig gespürt.» Mittlerweile hat sie den Schweizer Pass. Doch mit Bosnien bleibt sie verbunden. «Ich habe den Drang, benachteiligten Menschen zu helfen.» Sie unterstützt heute Kriegsopfer von damals finanziell.