In Afghanistan arbeitete Farid* (25) als Anwalt. Jetzt schleppt er in einem Zürcher Waldstück Äste, bindet sie in der Kälte zusammen. Und klagt trotzdem nicht: «Ich bin froh, kann ich überhaupt etwas tun. Das ist viel besser, als den ganzen Tag herumzusitzen.»
Nur knapp entging Farid in seiner Heimat den Taliban. «Meine Frau haben sie getötet.» Er floh in die Schweiz, beantragte hier im September Asyl. Und lebt nun im Zentrum Juch in Altstetten ZH, das von der Asyl-Organisation Zürich (AOZ) geführt wird. Dort dürfen Asylsuchende gewissen Arbeiten nachgehen.
Heiss begehrte Einsätze
Was vor drei Jahren als Pilotprojekt startete, ist heute ein Erfolg. «Die Bewohner reissen sich um diese Einsätze», sagt Adrienne Talaber (36), Leiterin Beschäftigung im Zentrum Juch. «Die Tätigkeit gibt ihnen Halt und eine gewisse Normalität zurück.» Diese Tagesstruktur sei wichtig in einem Zentrum mit rund 300 Bewohnern. «Ohne irgendwelche Beschäftigung gibt es viel eher Konflikte.»
30 Franken erhalten Asylsuchende in Zürich pro Tag Beschäftigung. Im Angebot stehen beispielsweise Unkraut jäten, Abfälle einsammeln. Oder Holz verarbeiten, so wie Farid es tut. Mit vier anderen bindet er Bürdeli um Bürdeli. Und zieht die Blicke von Fussgängern auf sich. «Das ist ein weiterer positiver Effekt», sagt Betreuer Rolf Zurbuchen (46). «Viele behaupten, Flüchtlinge seien faul. Aber so sieht jeder, wie motiviert und präzise sie arbeiten.»
Vielleicht ist Farid am Sechseläuten dabei
Die Holzbürdeli erhalten in zwei Monaten einen grossen Auftritt. Sie bilden den Scheiterhaufen, auf dem am Sechseläuten der Böögg verbrannt wird. Zurbuchen hat den Männern die Zürcher Tradition erklärt. «Dass wir das Wetter mit einem Schneemann voraussagen, fanden sie sehr amüsant.»
Gerne würde Farid das Spektakel im April mitverfolgen. «Mein Asyl-Entscheid steht noch aus», sagt er. «Ich hoffe, dass ich dann überhaupt noch in der Schweiz bin.»
*Name geändert