Es ist das wohl günstigste Verkehrsmittel, um die Ländergrenzen in Europa zu überqueren: der Flixbus. Das wissen auch illegale Immigranten. Und die Behörden. Seit einigen Wochen haben Zollbeamte den grünen Reisecar speziell auf dem Radar. Vermehrt suchen sie an Bord nach illegal Einreisenden und Drogen.
Das zeigen Recherchen des «Tages-Anzeigers». An deutschen Zöllen streben die Polizisten «eine möglichst lückenlose Kontrolle der Busse» an, heisst es in dem Bericht.
Flixbus wettert: «unverhältnismässig!»
Auch in Grenzkantonen hierzulande widme man Flixbus ein besonderes Augenmerk. «Von irregulärer Migration auf Fernverkehrsbussen ist auch die Schweiz betroffen», so Michael Steiner, Sprecher der Zollverwaltung (EZV), zur Zeitung.
Die vermehrten Kontrollen der eigenen Reisecars sind mittlerweile auch bei Flixbus aufgefallen. Das Verhalten der Grenzwachen sorgt beim Unternehmen für rote Köpfe. Flixbus-Sprecher Martin Mangiapia sagt zu BLICK: «Nur in sehr wenigen Fällen hat die Grenzwache etwas zu beanstanden. Die häufigen Kontrollen sind unverhältnismässig!»
Sowieso griffen illegale Migranten eher auf Verkehrsmittel zu, die seltener kontrolliert würden. Also nicht Flixbusse, sondern private Autos, hält der Sprecher fest.
«Wir befördern Passagiere unabhängig vom Reiseanlass»
Das Unternehmen wehrt sich gegen den Vorwurf, illegal Migranten über die Grenzen zu schmuggeln. «Flixbus befördert Passagiere unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung und ihrem konkreten Reiseanlass, sofern sie bei Fahrtantritt ein gültiges Ticket vorweisen können», so der Sprecher.
Jedoch müssten die Fahrgäste beim Einsteigen ein Ausweisdokument vorweisen. Ob dieses oder gültig sei oder nicht, könne man unmöglich prüfen. Mangiapia: «Wir sind nicht die Polizei. Die Kontrollen obliegen allein den zuständigen Behörden.»
Erst am gestrigen Mittwoch kündigte der deutsche Politiker Horst Seehofer (CSU, 70) an, die Grenzkontrollen ab sofort massiv zu verschärfen. Für alle Fahrzeuge.
Autos haben keine Probleme
Auslöser war die Einreise eines dreisten Clan-Bosses. Dieser durfte das Land eigentlich nicht mehr betreten. Doch er schaffte es über die Grenze und beantragte Asyl. Nun darf ihn Deutschland vorübergehend nicht ausweisen.
Konkret bedeutet Seehofers «Knallhart-Plan»: Kontrollposten auf Landstrassen, Personenkontrollen ohne konkreten Anlass und sofortige Zurückweisung einer Person mit Einreisesperre.
Als BLICK die Massnahmen am Tag der Ankündigung testete, war von verschärften Kontrollen nichts zu spüren. Die Reporter hatten freie Fahrt – sassen aber auch nicht im Flixbus. (hah)