Dass es bereits eine Facebook-Gruppe gibt, die Marco Fischer in den Bundesrat wählen will, dass sein Video auf Youtube bereits über 50000 Klicks hat, ja, dass sich sogar die Österreicher über den jungen Mann aus Luzern lustig machen – das alles mag zwar befremdlich wirken, erstaunlich ist es aber nicht.
Denn das Video, die die FDP der Stadt Luzern mit ihrem Kandidaten gedreht hat, ist denkbar schlecht. Der Gipfel der Peinlichkeit ist schliesslich die Unsicherheit und die Steifheit – und nicht zuletzt seine unglücklich hohe Stimme – die Marco Fischer zum perfekten Ziel der Häme machen.
Seit auch Blick.ch über den Missgriff des Wahlmittels berichtet hat, schottet Marco Fischer sich ab. Weder er noch die FDP der Stadt Luzern wollen dazu Stellung nehmen. Dabei würde es ihm nützen, meinen nun PR-Profis.
Angst vor der Kamera
Klaus J. Stöhlker berät Politiker und auch er hat sich das Video mit Marco Fischer angesehen. «Er ist wie ein junges Mädchen, dass zum ersten Mal in Stöckelschuhen läuft», sagt der PR-Berater. «Der Hemdkragen steif, ein gebügelter Anzug – der Mann fühlt sich eindeutig nicht wohl und er hat Angst vor der Kamera», sagt er. Doch er gibt die Schuld an dem missglückten Auftritt nicht dem jungen Mann, sondern der FDP. «Die haben das Instrument Youtube nicht verstanden!» Ein so bewegtes und lebendiges Medium dürfe niemals für so einen Auftritt missbraucht werden.
Doch was nun? Vergraben, verstecken, Gras drüber wachsen lassen? «Nein», sagt Stöhlker. «Der Mann könnte bald vor vollen Sälen sprechen.» Wie das? Es brauche das Kult-Phänomen. So wie die Fischer-Bettwaren-Werbung, die seit geraumer Zeit auf «TeleZüri» läuft. Auch über diesen Spot lachten die Zuschauer, mittlerweile erfreut sich diese Werbung aber äusserster Beliebtheit.
Doch Marco Fischer bräuchte die Hilfe der FDP, so der PR-Berater. «Die müssen das Video jetzt unter dem Deckmantel ‹Kult› laufen lassen.» Die Leute könnten sich daran festhalten. «Etwas urchig, etwas bäuerlich.» Zu glatte Politiker seien unbeliebt.
Trotz Bankrott kann Kapital draus werden
Auch Kurt H. Illi, Luzerner PR-Profi und bekanntester Tourismusdirektor der Schweiz, rät dasselbe. Gegenüber Blick am Abend meint er: «Fischer ist momentan der bekannteste Politiker der Schweiz – daraus muss er jetzt Kapital schlagen.» Er rate ihm, in die Offensive zu gehen.
«Raus aus dem Schneckenhaus», fordert Stöhlker vom Jungpolitiker. Denn auch wenn man mit einem Bankrott seine Karriere beginne, könne immer noch etwas daraus werden. «Er ist jetzt mit dem linken Bein aus dem Bett – jetzt muss er nur noch laufen lernen.»
Die FDP der Stadt Luzern ist da offenbar nicht gleicher Meinung. Parteipräsidentin Trudi Bissig-Kenel findet gegenüber Blick.ch, es sei «alles zum Thema gesagt».