Von einem Moment auf den nächsten verwandelt sich der Vierwaldstättersee in eine tosende Bestie. «Ich habe schon manchen Föhnsturm erlebt», sagt Hotelier Mischa Hasler (40) aus Weggis LU. «Aber so schnell wie am Montag zog noch keiner auf.»
Zwei Meter hoch steigen um 16 Uhr die Wellen. Der Sturm überrascht einen Hobby-Fischer (45) aus Luzern mit seinem Holzboot. Er steuert das Strandbad von Weggis an – aber 100 Meter vor dem Ufer kentert das Schiff! Er kämpft gegen das Ertrinken, klammert sich am Rumpf des Bootes fest, schreit um Hilfe.
Ein Nachbar alarmiert Mischa Hasler. Er führt das Hotel Gerbi am Seeufer, sein Bruder Christian (42) das Hotel Alexander daneben. «Ich dachte gar nicht viel nach, alles ging wie automatisch. Ich holte meinen Bruder, wir rannten zu unserem Motorboot und fuhren los.»
In höchster Lebensgefahr treibt der Verunglückte auf dem See. «Immer wieder stürzten Wellen auf ihn. Als wir bei ihm waren, hatte er fast keine Kraft mehr. Wir mussten ihn zu uns ziehen. Er war zu schwach, um die Badeleiter hochzuklettern», sagt Mischa Hasler.
Die Hotelier-Brüder schaffen die Heldentat, retten den Schiffbrüchigen. «Wir legten ihn in die Badewanne eines unbelegten Hotelzimmers und wärmten ihn auf. Er hatte nur noch 34 Grad Körpertemperatur.» Die Ambulanz bringt den Fischer ins Spital. Dort erholt er sich gut, kann schon am Abend nach Hause.
Gestern kommt der Gerettete nach Weggis, um sich bei Mischa Hasler zu bedanken. «Wir tranken zusammen einen Kaffee», sagt der Hotelier. «Er hat gemerkt, was für ein grosses Glück er hatte.»