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Fibo Deutsch – seit 60 Jahren bei Ringier
Eine Legende wird 80

Am Dienstag wird Hans Jürg «Fibo» Deutsch 80 Jahre alt. Dieses Jahr feiert er gleichzeitig sein 60-Jahr-Jubiläum im Hause Ringier, dessen Entwicklung er entscheidend mitgeprägt hat. Eine Würdigung von Verleger Michael Ringier.
Publiziert: 16.05.2020 um 23:58 Uhr
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Aktualisiert: 17.05.2020 um 15:27 Uhr
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Das Ehepaar Fibo und Ruth Deutsch in einer Aufnahme aus dem Jahr 1997.
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Michael Ringier

Lieber Fibo

Am Anfang unserer ­Beziehung stand wie so­ oft eine Frau – und zwar meine. Der Besuch von Fräulein Lüthy in den ­frühen Siebzigerjahren in Deinem Büro hat Dich anscheinend durchaus ­beeindruckt. Die Befragungen zur Siedlungspolitik in den Agglomerationen, ­welche die spätere Frau Ringier damals im studentischen Nebenjob durchführte, wahrscheinlich ­weniger. Ihr Besuch endete mit Deiner Konklusion, dass es für sie doch viel ­gescheiter sei, journalistische Umfragen zu machen. Und so erkundigte sie sich alsbald in Deinem Auftrag auf Z­ürichs Strassen, ob Taxifahrer denn in einem heissen Sommer eine ­Krawatte tragen sollten.

Das Ergebnis dieser ­Er­hebung entzieht sich meiner Kenntnis. Aber der Vorgang zeigt eines ganz deutlich. Eine Deiner grossen Stärken ist es zeitlebens gewesen, Talente zu finden und ihnen das journalis­tische Handwerk beizubringen oder es auf eine höhere Stufe zu führen.

Davon habe auch ich ­profitiert. Mitte der 70er-Jahre sass ich als Journa­listenschüler bei der «Schweizer Illustrierten» ­vis-à-vis von Fräulein ­Geiser – später ziemlich ­berühmt als ­Beatrice Tschanz. Selbst ­als Novize im Beruf hast Du mir ­zu­getraut, eine Kolumne über Geld zu schreiben. Die Ausführungen in ­meinem ersten Beitrag zur Frage, ob man dem Göttikind besser ein Sparbuch oder Gold­vreneli schenken soll, hatten nachweislich keinen ­grossen Einfluss auf das schweizerische Bankgeschäft. Aber für mich war es der professionelle Start in einen Beruf, den ich ­zeitlebens lieben werde.

Du hattest damals nicht nur Deine Sporen beim BLICK schon längstens abverdient, sondern eine Karriere hingelegt, die ­seinesgleichen suchte. Beim Projekt des SonntagsBlicks warst du an vorderster Stelle engagiert, und über die Proteste, die ­Verkaufsboxen vor jeder Kirche in der Schweiz ­hinzustellen, haben wir uns halb totgelacht.

Die Fusion der «Schweizer Illustrierten» mit der «Sie und Er», einer Zeitschrift, bei der meine ­Mutter noch bei der Modebeilage aus Paris mitgewirkt und Wolfgang Joop als begnadeter junger Zeichner die neusten Mode­trends gezeigt hatte, war ohne Frage ein enormer Erfolg. Von einer Auflage von 309'000 ­können wir heute bloss noch träumen. Die Worte meines ­Vater: «Bis jetzt habe ich den ‹Stern› aber viel lieber gelesen», haben dich wahrscheinlich ­damals zusätzlich zu dieser Parforce­leistung motiviert.

Wie viele gute Journa­listen hast Du auch einen Abstecher in die Firmenkommunikation gemacht und Ringier als Mitglied der Konzernleitung nach aussen neu präsentiert und profiliert. Aber Journalismus lässt einen wie Dich nie los und für Ringier galt es, die Herausforderung des Fernsehens anzunehmen. Presse TV in Kooperation mit der SRG, Beteiligung bei Sat.1, Zusammenarbeit mit Leo Kirch und Teleclub: Sowohl bei den Ideen wie auch bei der Durchführung warst Du an vorderster Front mit dabei.

Für mich war der mediale Höhepunkt ohne Frage die Zürivision. Mit Roger Schawinski als Übervater produzierten wir fünf Tage lang Lokalfernsehen, um der Welt zu beweisen, dass das möglich ist – auch wenn den Kosten kein ­einziger Franken als Einnahme gegenüberstand. Dafür war die Zürivision ein Sprungbrett für spätere Superkarrieren im TV. Jörg Kachelmann gab sein ­Debüt als Wetterfrosch, Röbi ­Koller interviewte Bundesrätin Elisabeth Kopp im ­T-Shirt, was damals als ­absolute Unverschämtheit empfunden wurde, und auch Daniela Lagers Stern ging in diesem ersten Regio­nalfernsehversuch auf.

Keine Karriere ist ohne Rückschläge. Den Niedergang des Nachrichten­magazins «Die Woche» konntest Du als letzter Chefredaktor auch nicht verhindern und der Basler BLICK – obwohl journalistisch gut gemacht – musste ohne emotionalen Rückhalt der Leser am Rhein nach einem Jahr wieder aufgeben.

Die letzten Jahre hast ­ Du Dich vor allem jour­nalistisch um das Thema Gesundheit gekümmert. Und bist durch Deine ­Arbeit zum medizinischen Google im Pressehaus geworden. Es gibt kein Wehwehchen, für dessen Analyse und Heilung Du nicht die beste Adresse in der Schweiz kennst. Physische Einschränkungen haben Dich Dein Leben lang begleitet. Ich habe nie ein einziges Wort der Klage gehört, und Dein Einsatz für unser Unternehmen reicht für drei Berufsleben.

Eine lebende Legende ist laut Google eine Person, der schon zu Lebzeiten eine besonders bemerkenswerte Lebensgeschichte ­sowie zeitüberdauernde Bedeutung zugesprochen werden. Treffer, kann ich da bloss sagen. Im Buch ­«Ringier bei den Leuten» zum 150-Jahr-Jubiläum unseres Unternehmens hattest Du als damals 68-Jähriger schon mehr Einträge als die meisten wichtigen Akteure unserer Firmengeschichte. Herzlichste Gratulation, lieber Fibo, zum 80. Geburtstag und tausend Dank für ­alles, was Du für das ­Unternehmen und die ­Familie Dein ganzes Leben lang gemacht hast.

Dein Michael

Persönlich

Hans Jürg Deutsch ­arbeitete sein Leben lang in verschiedenen Positionen bei Ringier, bis hinauf in die Konzernleitung. Seine Karriere bei Ringier begann er 1960, ein halbes Jahr nach der Gründung des BLICK. 1969 gründete er den SonntagsBlick mit. Später war er Chefredaktor der «Schweizer Illustrierten» und er prägte über viele Jahrzehnte die TV-Strategie des Hauses. Die letzten Jahre war er als Berater tätig und schrieb regelmässig für den SonntagsBlick. Per Ende Mai geht er in den Ruhestand.

Hans Jürg Deutsch ­arbeitete sein Leben lang in verschiedenen Positionen bei Ringier, bis hinauf in die Konzernleitung. Seine Karriere bei Ringier begann er 1960, ein halbes Jahr nach der Gründung des BLICK. 1969 gründete er den SonntagsBlick mit. Später war er Chefredaktor der «Schweizer Illustrierten» und er prägte über viele Jahrzehnte die TV-Strategie des Hauses. Die letzten Jahre war er als Berater tätig und schrieb regelmässig für den SonntagsBlick. Per Ende Mai geht er in den Ruhestand.

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