Es ist ein erster Erfolg für den Schweizer Bruno-Manser-Fonds. Der Verein mit Sitz in Basel setzt sich für «Fairness im Tropenwald» ein – und auch für Fairness im Dschungel der illegalen Finanztransaktionen. Im Visier der Basler Aktivisten: die Profiteure im 1MDB-Skandal rund um den gleichnamigen malaysischen Staatsfonds.
Anfang Monat hatte sich der Schweizer Verein mit Hollywood-Grösse Leonardo DiCaprio (41) angelegt. Öffentlich forderte er den Schauspieler auf, Transparenz über seine Verstrickungen mit den Protagonisten der Affäre zu schaffen, die längst globale Ausmasse angenommen hat – oder von seinem Amt als Uno-Friedensbotschafter für Klimaschutz zurückzutreten.
Im Juli hatte die US-Justiz nachgewiesen, dass 61 Millionen Dollar aus dem Fonds für die Produktion des Films «Wolf of Wallstreet» abgezweigt worden waren, in dem DiCaprio die Hauptrolle spielte sowie als Co-Produzent wirkte – und in dem es just um das geht, worum sich auch der Skandal dreht: Korruption. Zudem sollen mindestens zwei Millionen Dollar Spenden des Staatsfonds in DiCaprios Stiftung zum Schutz der Umwelt geflossen sein.
Erste Stellungnahme von DiCaprio
Nun scheint DiCaprio einzulenken. Gestern veröffentlichte sein Management erstmals überhaupt ein Statement zum Fall. Dessen Hauptbotschaft: Sollte der Schauspieler tatsächlich «Geschenke oder gemeinnützige Spenden» erhalten haben, die «direkt oder indirekt» mit den am Skandal beteiligten Gesellschaften in Bezug stünden, werde man diese «so rasch wie möglich» zurückzahlen. Mehr wolle man zum gegenwärtigen Zeitpunkt zum Fall nicht sagen.
DiCaprio engagiert sich wie der Bruno-Manser-Fonds für Umweltschutz. Sein Dokfilm «Before the Flood», der sich um den Klimawandel und seine Folgen dreht, feierte letztes Wochenende in London Europa-Premiere.
Schweizer Aktivisten von Filmpremiere ausgesperrt
Der Bruno-Manser-Fonds begrüsste die Stellungnahme DiCaprios – hält sie aber nicht für zufriedenstellend. Man fordere «volle Transparenz», sagt Geschäftsführer Lukas Straumann. «Leonardo DiCaprio schuldet der Öffentlichkeit Rechenschaft darüber, wie viel Schwarzgeld an ihn und seine Stiftung geflossen ist.»
Doch ob der Hollywood-Star tatsächlich vollständig kooperiert, ist zweifelhaft. Auf die Aktivisten, die ihn in die Knie zwingen, ist er gar nicht gut zu sprechen. So seien Straumann und die Kampagnenleiterin des Bruno-Manser-Fonds «auf Geheiss von DiCaprios Sicherheitsteam» von der Premiere von «Before The Flood» ausgesperrt worden, teilt der Verein mit.
Mehrere Milliarden veruntreut
Die Affäre um den malaysischen Staatsfonds «1Malaysian Development Berhad» war 2015 ins Rollen gekommen. Ursprünglich gegründet, um ausländische Investitionen anzukurbeln, steckt er inzwischen milliardentief im Schuldensumpf. Kontrolliert wird der Fonds vom malaysischen Premier Razak, der verdächtigt wird, selbst Gelder in dreistelliger Millionenhöhe veruntreut zu haben. Im Zentrum des Skandals steht allerdings sein Stiefsohn Riza Aziz.
Aziz ist Geschäftsführer der Filmproduktionsfirma Red Granite Production, die den Kinohit «Wolf of Wall Street» finanzierte. DiCaprio soll mit ihm enge, primär wirtschaftliche Verbindungen gepflegt haben, ebenso angeblich mit der zweiten Hauptperson im 1MDB-Skandal, dem Berater des Fonds Low Taek Jho, auch Jho Low genannt. Beide stehen im Visier der US-Justiz, die eine Zivilklage eingereicht hat. Sie geht davon aus, dass insgesamt mindestens 3,5 Milliarden US-Dollar von Personen aus dem Umfeld des Premiers abgezweigt worden seien. Die Schweizer Behörden rechnen gar mit mindestens 4 Milliarden, die veruntreut worden sind.
Auch der Bankenplatz Schweiz ist in den Skandal verwickelt. Über mehrere Finanzinstitute mit Sitz in der Schweiz sollen die dubiosen Transaktionen teilweise abgewickelt worden sein. Die Finanzmarktaufsicht (Finma) hat im Mai wegen Geldwäscherei die Auflösung der Tessiner Bank BSI angeordnet, die Bundesanwaltschaft ermittelt.
Vergangene Woche hat diese auch gegen die Zürcher Falcon Bank ein Verfahren eröffnet. Einen ungerechtigten Gewinn in der Höhe von 2,5 Millionen Franken wurde bereits eingezogen. (lha)