Feuerwehr im Dauereinsatz
Die Schweiz geht baden

Stromausfälle, überflutete Keller und gesperrte Strassen: Das starke Gewitter vom Sonntagabend hat die Einsatzkräfte die ganze Nacht über auf Trab gehalten.
Publiziert: 15.06.2015 um 05:00 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 12:28 Uhr

Alleine schon die nackte Zahl ist eindrücklich: Am Bodensee fielen gestern innert zwölf Stunden bis zu 108 Liter Regen pro Quadratmeter. Das ist mehr als die normale Junimenge, die 102 Liter beträgt, wie der Wetterdienst MeteoNews mitteilte.

Weil heute noch 10 bis 20 Liter dazukommen, sei die Situation in der Ostschweiz und vor allem am Bodensee kritisch. Am Dienstag dürfte sich die Lage etwas entspannen.

500 Schadensmeldungen im Thurgau

Die Niederschläge liessen Flüsse über die Ufer treten. Im Kanton Thurgau gingen bis am Morgen rund 500 Schadensmeldungen ein, wie die Kantonspolizei mitteilte.

Die Feuerwehren standen im Dauereinsatz. Besonders betroffen war die Region Sulgen/Kradolf/Erlen. Wasser drang in Keller, Tiefgaragen, Unterführungen und auch in Wohnungen ein.

Mehrere Strassen sind noch gesperrt. Feuerwehr und Zivilschutz stehen mit rund 200 Personen im Räumungseinsatz. Eine Schadenbilanz ist noch nicht möglich, wie die Gemeindepräsidenten der betroffenen Gemeinden und der Stabschef der Einsatzkräfte am Montagmittag in Schönenberg informierten.

Stark stark betroffen war die Region Wil SG. Rund 150 Personen von Sicherheitsverbund, Feuerwehren und Zivilschützern waren die ganze Nacht über mit 25 Fahrzeugen im Einsatz, wie der Sicherheitsverbund der Region Wil (SVRW) mitteilte.

«Nicht vergleichbar»

«Das Gewitter hat die Region Wil in einem bisher noch nie erlebten Ausmass getroffen - ich kann mich nicht an ein vergleichbares Unwetterereignis bezüglich Heftigkeit oder Anzahl Einsätze erinnern», wird Andreas Dobler, Geschäftsführer des SVRW zitiert.

Rund 320 Schadenmeldungen aus dem ganzen Kanton St. Gallen gingen bei den Behörden ein. Meldungen über Personenschäden lagen nicht vor. Über die Höhe des Sachschadens können noch keine Angaben gemacht werden.

In der Stadt Wil wurden Fahrzeuge von den Wassermassen mitgerissen und Häuser überflutet. Wie ein Leserbild zeigt, satnd auch die Bahnunterführung in unter Wasser. «Die Leute kommen nicht mehr aufs Gleis. Das ist unglaublich. Alle machen Fotos. Das habe ich noch nie gesehen», sagte ein Blick.ch-Leser gestern Abend.

In Maugwil wurden eine Reithalle überschwemmt. Im Wiler Stadtteil Rossrüti trat der Krebsbach über die Ufer. Davon betroffen war auch das zentrale Elektrizitäts-Unterwerk. Im Quartier fiel um 17.30 Uhr der Strom aus. Die Bewohner konnten erst ab 22.40 Uhr dank mehrerer Notstromgruppen wieder mit Elektrizität versorgt werden.

Autobahn überschwemmt

Die Autobahn A1 wurde bei Wil überschwemmt und in Richtung Zürich mit Schlamm und Geröll verschüttet. Insgesamt müssen rund 250 Kubikmeter Kies und Schlamm entfernt werden.

«Wir kommen keinen Meter vorwärts», sagte ein Leserreporter gestern Abend zu Blick.ch. Die Wassermassen haben nicht nur ihn überrascht. Die Autos standen kreuz und quer auf der Fahrbahn und mussten geborgen werden.

Nachdem Arbeiter mit schweren Maschinen den Schutt weggeräumt hatten, konnte die Autobahn heute Vormittag wieder vollständig für den Verkehr freigegeben werden.

Auf kantonalen und kommunalen Strassen wird der Verkehr noch punktuell durch Wasser und Geröll behindert. Die Aufräumarbeiten werden fortgesetzt. Die Dauer lasse sich nicht abschätzen, weil immer wieder neue Schadensmeldungen einträfen. Nach bisherigem Kenntnisstand seien keine Personen zu Schaden gekommen.

Probleme auch in Bern, Freiburg Aargau, Solothurn und im Baselbiet

Im Kanton Aargau fiel besonders in der Region Zofingen-Oftringen viel Regen. Wasserlachen sammelten sich auch auf der Autobahn A1 in Safenwil. Auch zwischen Aarau-West und Oftringen stauten sich am Montagvormittag in beiden Richtungen die Autos wegen Hochwassers.

Der starke Regen hatte vor allem das Niederamt heimgesucht. Wasser drang in mehrere Liegenschaften ein. Personen wurden nicht verletzt, wie die Polizei mitteilte.

Im Seeland bleibt die Bahnlinie Bern-Neuenburg zwischen Kerzers FR und Ins BE voraussichtlich bis am Montagabend um 18 Uhr unterbrochen. Die starken Regenfälle vom Sonntagabend spülten bei Ins an zwei Stellen den Bahndamm und die Kabeltrassees fort. Arbeiter sind nun daran, beide Anlagen wiederherzustellen. Ersatzbusse sind im Einsatz.

In Ins fielen am Sonntagabend 54 Liter Regen pro Quadratmeter, wie MeteoNews mitteilte. Zahlreiche Schadensmeldungen gab es auch aus dem Oberaargau und dem Schwarzenburgerland. Verletzt wurde auch im Kanton Bern niemand.

Alle Hände voll zu tun hatten die Einsatzkräfte auch in Pratteln BL, Muttenz BL und Liestal, wie die Polizei Basel-Landschaft am Montag mitteilte. Vereinzelt wurden zudem auch Strassen, Parkhäuser und Unterführungen überflutet oder Alarmanlagen ausgelöst. (bau/mad/alp/SDA)

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