Fett absaugen, Zahnspangen, Anti-Stress-Therapie
So krank machen wir unsere Haustiere

Therapiemethoden für Haustiere werden immer vielfältiger. Doch sind Schönheitsoperationen, Shiatsu und Ernährungsprogramme wirklich sinnvoll?
Publiziert: 17.06.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 06:53 Uhr
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Diese neunjährige Katze wiegt über 15 Kilo. Das ist zu viel. Aber Fettabsaugen ist keine Lösung – und in der Schweiz verboten.
Foto: Imago
Von Gabriela Battaglia und Romina Lenzlinger

Trauriger Blick, Überforderung und Antriebs­losigkeit: Kommen diese Symptome zusammen, leidet Bello womöglich an einem Burn-out.

Wie der Mensch bekommt auch der Hund dann ein Antidepressivum verschrieben (BLICK berichtete). Schweizer Haustiere leiden offenbar immer öfter unter Wohlstandskrankheiten.

Viele Haustiere müssen sich auch ohne diagnostizierte Depression durchs Leben kämpfen: Ächzende Gelenke oder Bandscheibenvorfälle kuriert die Kleintierklinik des Tierspitals Zürich, physiotherapeutische Behandlungen nehmen dort zu.

Klinikleiter Professor Patrick Kircher sagt: «Physiotherapie macht auch bei Tieren Sinn. So kann man auf Medikamente verzichten. Wir machen aber keine Lifestyle-Behandlungen, das finde ich übertrieben.»

Doch gerade Heilmethoden wie Shiatsu, Ultraschall und Bioresonanz-Therapien boomen. «Viele Haustiere sind gestresst und überfordert», sagt Betthina Glarner von der Tierheilpraxis GesHund in Richterswil ZH. «Manchmal ist eine Massage wirkungsvoller als Medikamente.»

Ohrenputzen und Pfotenpedicure

Eine Marktlücke hat auch Alisha Giorgetti mit ihrem Paw Spa im Zürcher Nobelquartier Seefeld entdeckt. Es ist eine Mischung aus Hundekrippe und Wellness-Oase.

Im Angebot: Massagen, Zahnpflege, Ohrenputzen und Pfotenpedicure. «Wir haben Wartelisten, die Nachfrage ist riesig», sagt die US-Amerika­nerin.

Lifestyle-Medizin für die Katz? Auch Tierarzt Lorenz Jöhr aus Küsnacht ZH ist zunehmend mit Spezialwünschen konfrontiert. Es gibt Halter, die das Fett ihres Büsis absaugen lassen möchten. «In der Schweiz ist das zum Glück verboten.»

Jöhr setzt die Tiere stattdessen auf Diät. Einige Tierbesitzer übertrieben völlig, sagt Jöhr. «Hundehalter geben manchmal den Preis eines Mittelklassewagens aus, damit ihr Liebling vier Monate länger lebt.»

Eine Krebsbehandlung mit Chemotherapie und Bestrahlung kostet zwischen 30 000 und 40 000 Franken. «Man tut dem Hund damit nicht immer einen Gefallen», sagt der Tierarzt. «Die Strapazen für ihn sind enorm.»

Spitzenmedizin für Haustiere: Vor zehn Jahren besass in der Schweiz nur das Tierspital Zürich einen Computertomografen, heute steht das eine Million Franken teure Hightech-Gerät in mehreren Schweizer Tierkliniken.

Jetzt auch Schmerzsprechstunden

Seit kurzem im Angebot: Angiografie. Diese radiologische Untersuchungsmethode bildet Blutgefässe ab. Neu gibt es auch Schmerzsprechstunden.

«Endlich machen wir das», sagt Patrick Kircher vom Tierspital Zürich, «und helfen so Tieren mit chronischen Schmerzen.» Therapiert wird mit Akupunktur.

Selbst vor Zahnspangen ist das Haustier nicht gefeit. «Es geht nicht um kosmetische Eingriffe», betont Kircher. «Wir korrigieren extreme Fehlstellungen, damit sich die Tiere nicht selber beissen.»

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