Was gibt es Schöneres, als auf einer schweisstreibenden Wanderung seinen Durst an einem Brunnen zu löschen? Doch die Erfrischung kann böse Folgen haben. Das Wasser in den Brunnen am Wegesrand ist oft alles andere als trinkbar.
Im Wanderparadies Graubünden ist fast jeder dritte Brunnen mit Bakterien verseucht. 29 Proben an stark benutzen Wander- und Bikewegen nahmen die Kontrolleure des Amts für Lebensmittelsicherheit im letzten Jahr – neun Mal war die Wasserqualität ungenügend. Die Chemiker fanden Fäkalbakterien. Sie können Durchfall auslösen. Einen Brunnen stuften die Experten sogar als gesundheitsgefährdend ein!
«Tiermist kann mit dem Regen ins Wasser gelangen», erklärt Kantonschemiker Matthias Beckmann (45). Das sei «natürlich eklig. Schliesslich will niemand verdünnte Kuhfladen trinken.»
Und der Kanton Graubünden ist längst nicht das einzige Sorgenkind der Wasserwächter: Im Kanton Baselland, in der Nähe von Riehen, fanden die Prüfer letztes Jahr zwei Brunnen, aus denen radioaktiv verseuchtes Wasser herauskommt. Der eine überschreitet den Grenzwert für Erwachsene nur leicht, der andere um das Doppelte. Der Grenzwert für Kinder wurde um das Fünffache beziehungsweise um das Zehnfache übertroffen.
Auch der Kanton Genf und das Wallis kämpfen mit verseuchtem Brunnenwasser. In Genf entsprachen 2013 fast 32 Prozent der geprüften Brunnen nicht den Vorgaben, 2014 waren es noch
14 Prozent. Im Wallis fanden Prüfer in 34 Brunnen E.-coli-Bakterien und Enterokokken. Beides sind Fäkalbakterien, die auf keinen Fall im Trinkwasser sein dürften.
Der Bündner Kantonschemiker Matthias Beckmann ist besorgt: «Das Thema Wasserqualität in Brunnen wird stiefmütterlich behandelt.» Wanderer wie Touristen würden die Wasserspender in der freien Natur
lieben. «Sie gehen aber auch davon aus, dass die Schweiz für Natur pur steht und alles sauber ist.» Deshalb müssten die Brunnen Trinkwasserqualität haben. Dafür will Beckmann kämpfen.
Bis im Kanton Graubünden alle Brunnen bakterienfrei sind, stellt er die Grüsel-Brunnen an den Pranger. Die Besitzer müssen sie umgehend mit einem Schild «Kein Trinkwasser» versehen.
Auch der Kanton Wallis wird aktiv. Bei sechs verseuchten Brunnen müssen die zuständigen Gemeinden nun eine neue Trinkwassererfassung suchen.
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