Familiendrama von Sarmenstorf
Seine Mutter lachte ihn aus – da stach er zu

Andreas S. hat gestanden, seine Eltern Ernst und Annemarie S. mit seinem Arbeitsmesser getötet zu haben. Dem Mord geht eine lange und tragische Familien-Geschichte vor.
Publiziert: 26.07.2015 um 11:57 Uhr
|
Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:53 Uhr
Der Täter: Sohn Andreas S. (32) ist geständig.
Foto: ZVG
Von Viktor Dammann

Das Familiendrama von Sarmenstorf AG ist geklärt. Andreas S.* (32) gab bei der Staatsanwaltschaft zu, seine Eltern mit seinem Klappmesser umgebracht zu haben. Seine Ehefrau hat mit der Tat nichts zu tun. Sie ist wieder auf freiem Fuss.

«Es war mit Sicherheit keine Rachetat, sondern geschah in einem schweren Affektschub», sagt Rechtsanwalt Valentin Landmann, dessen Kanzlei den Messerstecher vertritt.

Andreas’ jüngerer Bruder Simon S.* (29) hatte am 8. Juli die Leichen seiner Mutter Annemarie (60) und seines Vaters Ernst (64) in ihrem Haus in Sarmenstorf entdeckt.

Vor der unfassbaren Bluttat war es zwischen Andreas S. und seiner Mutter zu einer verbalen Auseinandersetzung gekommen.

Der schier unglaubliche Grund: Gemäss den Aussagen von Andreas S. sei er von der Mutter in der Vergangenheit mehrfach mit dem Tod bedroht worden. Zu diesem Zweck habe sie ihm und seiner Frau bei Besuchen Bandwürmer ins Essen gemischt. «Unser Mandant leidet tatsächlich unter Wurmbefall und war schon vor der Tat in ärztlicher Behandlung», erklärt Anwalt Landmann.

Er habe deswegen seine Mutter zur Rede stellen wollen. Doch die habe nur gelacht. Er habe sie dann an der Schulter gepackt und geschüttelt, so schilderte Andreas S. dem Staatsanwalt die Tat. Genau in diesem Moment habe ihn der ebenfalls in der Küche anwesende Vater attackiert. Dieser habe ihm zweimal einen Stuhl über den Schädel geschlagen. Laut Valentin Landmann wies Andreas S. entsprechende Verletzungen auf.

War es Notwehr?

«Aus einer Panikreaktion heraus nahm Herr S. sein Arbeitsmesser, das er als Messerschleifer immer auf sich trägt, aus dem Hosensack», sagt Landmann. «Damit hat er auf den Vater und die Mutter eingestochen. Er hatte Angst, selber sein Leben zu verlieren. Seine Mutter habe eine Schere in der Hand gehabt.»

Während der Schilderung des furchtbaren Geschehens weinte und zitterte Andreas S. am ganzen Körper. «Unser Anwalt, der den Fall betreut, sagte mir, er habe noch nie in seiner Karriere eine solch bewegende Einvernahme erlebt», so Valentin Landmann.

Der Suizidversuch nach der Tat

Nach der Tat habe Andreas S. versucht, sich im Hallwilersee das Leben zu nehmen. Doch ihn verliess der Mut, es zu tun, sagte er aus. Das Tatmesser, das später gefunden wurde, hatte er während der Fahrt weggeworfen.

Schliesslich sei Andreas S. tropfnass zu Fuss zur Wohnung seiner Schwester gelaufen, die in den Ferien war. Dort habe er seine Frau getroffen. «Er wollte sie noch einmal in die Arme nehmen, bevor er sich stellte», sagt Landmann.

Kurze Zeit später erschien ein Polizeiaufgebot und verhaftete das Paar.

«Bei den Tatumständen ist sicher auch die ganze familiäre Situation einzubeziehen», führt Landmann aus. «Unser Mandant gibt an, seine Eltern seien beide seit vielen Jahren stark alkoholabhängig gewesen. Gewalt gegen sich selbst und gegen den Sohn war nichts Aussergewöhnliches.»

* Name der Redaktion bekannt

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?