Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen ist nicht einfach. Die Familienpolitik in der Schweiz helfe da nicht, grössere Fortschritte zu machen, prangern zahlreiche Persönlichkeiten der Schweiz an (s. Galerie). Mütter, die arbeiten, müssten sich immer wieder erklären. Aber auch Väter, die beruflich zurückstecken, um mehr Zeit der Familie zu widmen, haben es nicht einfach, wie Andy Keel erzählt.
«Männer wie ich werden belächelt»
Andy Keel (37) hat sein Arbeitspensum reduziert. Um mehr mit seinem Sohn zusammen zu sein. «Männer, die das tun, werden oft belächelt», sagt er. «Dabei ist ein Tag mit Kind deutlich anstrengender als einer im Büro.»
Seinen Posten in der Direktion einer Grossbank gab er auf. «Ich verdiene heute viermal weniger. Dafür kann ich meine unternehmerische Freiheit leben und eine Beziehung zu meinem Sohn aufbauen – das ist für mich und auch für ihn wichtiger.»
Keel will dies auch anderen Vätern ermöglichen. 2008 gründete er die Plattform Teilzeitkarriere.ch, welche Arbeitsplätze mit reduziertem Pensum vermittelt. «Im Jahr haben wir 500'000 Besucher. Das zeigt, wie sehr sich Frauen und Männer Teilzeitstellen wünschen.» Der meistgenannte Grund: mehr Zeit für die Familie.
Laut einer Studie von Pro Familia wollen neun von zehn Männern weniger arbeiten. «Tatsächlich haben aber erst 16 Prozent von ihnen eine Teilzeitstelle», so Keel.
Die Verantwortung dafür liege vor allem bei den Unternehmen. «Sie sehen es als Verlust an, wenn Mitarbeiter ihr Pensum abbauen. Dabei sind gerade Väter zufriedener, ausgeruhter und leistungsfähiger, wenn sie einen Tag in der Woche freihaben.»
Gefordert sei auch die Politik. Keel: «Es ist absurd, dass keine Partei dafür einsteht, das Leben der Väter zu erleichtern.» Die Initiative für einen Papi-Urlaub greife deutlich zu kurz. Keels Teilzeitkarriere.ch fordert, dass jede Stelle auch für 80 Prozent ausgeschrieben werden muss. «Schliesslich hat Teilzeit für Unternehmen eine Rendite von acht Prozent», so Keel.
Noch wichtiger wäre für ihn ein Umdenken in der Gesellschaft. «Die allgemeine Meinung ist immer noch, dass Frauen an den Herd gehören – und Männer ins Büro.»
Darum gebe es Zehntausende hoch qualifizierte Frauen, die nach einer Geburt zu Hause bleiben. «Und Hunderttausende Väter, die durcharbeiten, obwohl sie sich lieber um ihr Kind kümmern möchten.»