«Wir haben keine Chance auf eine zahlbare Wohnung», sagt Bruno von Siebenthal (33). Mit Ehefrau Daniela (33) und den Kindern Remo (6), Kris (3) und Nicola (2) lebt der Zimmermann-Vorarbeiter in Gstaad im elterlichen Bauernhaus auf knapp 70 Quadratmetern.
«Wir können hier leben, weil Vater im Moment noch auswärts wohnt», sagt Von Siebenthal. «Die Miete gelten wir zum Teil mit Gegenleistungen im Bauernbetrieb ab.»
Aber es ist doch sehr eng geworden, seit der älteste Bub zur Schule geht. Ehefrau Daniela: «Er hat fast kein ruhiges Plätzchen zum Aufgaben machen. Trotz bester Ausnützung jedes Winkels reicht die Wohnung für uns nur noch knapp.»
In Schönried vergibt die Gemeinde Saanen Land im Baurecht für Eigentumswohnungen. Etwas für die Von Siebenthals? Erste Kostenschätzungen liegen für die Familie jenseits der Schmerzgrenze: Eine Viereinhalb-Zimmerwohnung mit 110 Quadratmetern kommt auf etwa 2400 bis 2600 Franken monatlich. Bruno: «Jetzt hoffen wir, dass die Gemeinde den Baurechtszins so gestaltet, dass der Preis Einheimischen erlaubt, in der Region zu bleiben.»
Für Ehefrau Daniela ist klar, wo das Problem liegt: «Stoppen müsste die Gemeinde den Zweitwohnungsbau in der Landwirtschaftszone, wo Multimillionäre Häuser zusammenkaufen und samt Scheune zu Luxus-Villen umbauen.»
Schreiner Andreas Bächler (26) macht die Wohnsituation sauer. Laut sagt er, was im Saanenland viele denken, aber nicht sagen wollen, weil sie fürchten, ihre Wohnung zu verlieren: «Für junge Ortsansässige wird hier überhaupt nicht geschaut. Die Mietzinse sind total überrissen.»
Notgedrungen lebt Bächler – wie viele Junge im Saanenland – mit zwei Freunden in deren Elternhaus. «Jeder bezahlt 400 Franken an die Vierzimmerwohnung», sagt er. Für ein extrem bescheidenes Mini-Studio mit Dusche und Kochnische hat er auch schon 550 Franken pro Monat hinblättern müssen.
In einem kleinen Zimmer im Hotel Geltenhorn in Lauenen wohnt Elektromonteur Stefan Affentranger (20): «Eigentlich hätte ich im November schon hier oben arbeiten sollen. Aber es gab kein preiswertes Studio, nicht einmal ein Zimmer.»
Im «Geltenhorn» wurde seine Firma fündig. Hier wohnen zum Pauschalpreis von 400 Franken regelmässig Büezer, die im Nobelort kein Logis finden können.
Glück hatten Christian (38) und Rosemarie (39) von Grünigen mit den Kindern Nicki (3) und Mia (2) – weil ein Hauseigentümer nicht auf möglichst viel Geld aus war. Gegenüber 40 Bewerbern bekamen sie ein Haus mit Jahrgang 1595. Ausgeschrieben war es ausdrücklich für eine einheimische Handwerker-Familie mit Kindern, die selbst im Haus wohnen wollte.
Rosemarie von Grünigen: «Ein Immobilien-Makler, der unbesehen eine Million bot, flog sofort aus dem Rennen. Der Verkäufer wollte sicher sein, dass das Haus nicht Spekulanten zum Opfer fällt. Mehr als 600000 Franken verlangte er nicht, weil er etwas für Einheimische tun wollte. Wir hatten nach dreijähriger Suche ein Riesenglück.»