Immerhin schwitzt er im Bunker nicht so doll wie sonst. Das ist ja einer dieser Irrtümer, die keiner ahnt oder zu korrigieren wagt: Die Gastgeber setzen den Samichlaus immer vor das Cheminee. Weil er ja von draussen kommt, also sicher durchfroren ist. Drinnen schwitzt der gute Mann dann unter seiner Kluft wie ein Rentier.
Hitzewallungen sind dieses Jahr seine kleinste Sorge, tief drin in dem Bunker, wo die Stadtzürcher St. Nikolausgesellschaft daheim ist, ist es fast so kühl wie im Wald. Das Problem ist der Bunker selber. Der Samichlaus würde natürlich lieber um die Häuser ziehen. Aber eben, die Pandemie.
Darum müssen 2020 eine Waldtapete und Holzschnitzel am Boden ausreichen. Aus diesem Studio beamen er und Schmutzli sich per Livevideo in die gute Stube. «Es ist schon etwas schwieriger, so Stimmung zu verbreiten», sinniert der Mann in Rot. Aber für die Kinder sei es ja schlimm, wenn alles gestrichen werde. Darum lieber so als gar nicht.
Zehn Minuten bis zur Schaltung.
Neun Auftritte sind es heute – «Ich bin froh, sind es nicht mehr» –, das Regime ist streng durchgetaktet: Halbe Stunde Show, Viertelstunde Pause, Viertelstunde Puffer. Und das mehrere Tage.
Natürlich möchten ihn alle am sechsten Dezember um sechs Uhr empfangen. Geht leider nicht. Von Megaschaltungen mit Dutzenden Zuschauern hält er nichts. Da ist der Bärtige konservativ: ein Kanal pro Familie.
Fünf Minuten bis zur Schaltung.
Der Samichlaus winkt ab, eine Maske brauche er nicht. Schmutzli grummelt.
Und Schaltung! Bimmel, bimmel. Der Samichlaus schwenkt sein Glöckchen, vom Rand her bewegen die Herren sich ins Bild. Auf der anderen Seite warten schon drei Kinder.
Grosses Hallo. Es folgt die übliche Plauderei über Eseli, Waldtiere, Masken. Der Samichlaus erwähnt gerade tadelnd die Schuhe, die die Älteste immer herumliegen lässt, da bockt die Leitung.
Mutter: «Samichlaus, wir hören dich nicht?!» Der freundliche Samichlaus schaut ernst, neben ihm sitzt ratlos Schmutzli: «Ja, was ist denn mit dem Mikro los?»
Auftritt Techniker (ohne ins Bild zu kommen). Daumen hoch, die Leitung steht. Samichlaus zu den Kids: «Vielleicht müsst ihr lauter stellen.»
Schmutzli konsultiert derweil sein Buch: «Felicia isst gerne Gemüse!»
Samichlaus: «Ä Guete!»
Zum Schluss ein «Gschänkli»
Es folgt der Höhepunkt des Besuchs. Die Kinder packen ihre Verse aus und Samichlaus verrät im Anschluss, wo im Haus er die Überraschung versteckt hat.
80 Franken kostet der Service, wie immer. Dafür sind auch die Gefühle echt. Wie immer.
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