Das Drama der sechs erfrorenen Alpinisten und ihres Bergführers erschüttert die Schweiz. Extrem-Bergsteigerin und Everest-Bezwingerin Evelyne Binsack (50) weiss, dass Kälte eine unberechenbare Gefahr ist.
Everest-Bezwingerin über ihre Unterkühlung
Im Arktis-Training 2003 erfuhr die Nidwaldnerin eine Unterkühlung am eigenen Leib, auch wenn sie nicht lebensbedrohlich war. «Man hat das Gefühl, die Energie reiche noch aus, doch dann setzt plötzlich eine extreme Erschöpfung ein.» Sie erklärt: «Beim Sport kommt die Müdigkeit linear. Bei einer Belastung unter extremer Kälte fällt der Energielevel dagegen rapide.»
Deshalb trainieren Extrembergsteiger vor ihren Expeditionen den richtigen Umgang mit lebensbedrohlichem Wetter. Binsack erklärt: «Besonders gefährlich ist Kälte in Zusammenhang mit starken Winden.» Genau zu dieser Situation kam es am Sonntag in Arolla VS, wo die Temperatur rasant fiel und ein Sturm einsetzte. Je nach Windgeschwindigkeit fühlen sich dann minus 10 Grad schnell an wie minus 30 Grad.
Die Expertin sagt: «Wer in so einer Lage einschläft, ist verloren.» Aus Erfahrung weiss sie: «In einer Gruppe muss man sich gegenseitig wachhalten. Falls nötig, sogar mit Schlägen und zusammen kuscheln.» Auch Nahrung wie ein Schokoladenriegel hilft, denn daraus gewinnt der Körper wertvolle Energie. Am überlebenswichtigsten ist es aber, aus dem Wind rauszukommen.
«Falls der Boden es zulässt, kann man ein Loch in den Schnee graben und hineinkriechen», sagt Binsack. Das bestätigt ihr Kollege, Bergführer Jakob Reichen (58) aus Lauenen BE. Er hat fünf Achttausender bestiegen.
«Energie richtig einteilen»
Im Frühjahr 2003, beim Abstieg vom 8586 Meter hohen Kangchendzönga in Nepal, überraschte ein Unwetter ihn und seine Begleiter. Dabei erlitt er Erfrierungen an der Nasenspitze: «In solchen Situationen muss man seine Energie richtig einteilen», sagt er. Heisst: Wenn man ein Loch gräbt, nicht wie ein Spinner schaufeln.
Er erklärt: «Es ist wichtig, seinen Rhythmus beizubehalten und nicht stehen zu bleiben.» Beim Rückweg vom Kangchendzönga hatten seine Kameraden und er nur einen Gedanken: «Wir müssen handeln.» Der Berner sagt: «Beim Höhenbergsteigen muss man auch mental fit sein.»
Evelyne Binsack (50) startete ihre Karriere mit einer Ausbildung als Sportartikel-Verkäuferin und verfolgte gleichzeitig eine Laufbahn in der Leichtathletik. 1991 absolvierte sie als eine der ersten Frauen in Europa die Ausbildung zur diplomierten Bergführerin. 2001 erklomm sie als erste Schweizerin den Mount Everest und machte in den folgenden Jahren mit spektakulären Touren von sich reden. In der Zwischenzeit zur Dokfilmerin ausgebildet, erreichte Binsack im April 2017 nach einer 100-tägigen Expedition den Nordpol. Dieses Abenteuer hat sie zusammen mit ihrer Co-Autorin Doris Büchel in einem neuen Buch verarbeitet. Evelyne Binsack ist Single und lebt in einem Holzhaus im Berner Oberland, das sie selbst entworfen hat.
Buchtipp: Evelyne Binsack, «Grenzgängerin», Wörterseh Verlag
Evelyne Binsack (50) startete ihre Karriere mit einer Ausbildung als Sportartikel-Verkäuferin und verfolgte gleichzeitig eine Laufbahn in der Leichtathletik. 1991 absolvierte sie als eine der ersten Frauen in Europa die Ausbildung zur diplomierten Bergführerin. 2001 erklomm sie als erste Schweizerin den Mount Everest und machte in den folgenden Jahren mit spektakulären Touren von sich reden. In der Zwischenzeit zur Dokfilmerin ausgebildet, erreichte Binsack im April 2017 nach einer 100-tägigen Expedition den Nordpol. Dieses Abenteuer hat sie zusammen mit ihrer Co-Autorin Doris Büchel in einem neuen Buch verarbeitet. Evelyne Binsack ist Single und lebt in einem Holzhaus im Berner Oberland, das sie selbst entworfen hat.
Buchtipp: Evelyne Binsack, «Grenzgängerin», Wörterseh Verlag