Extremalpinisten lösen Boom aus
Der Berg ruft – die Schweizer kommen

Ihre Erfolge werden fotografiert, verfilmt und auf allen Kanälen verbreitet: Extremalpinisten wie Ueli Steck sind omnipräsent. In den letzten Jahren löste ihr Vorbild einen regelrechten Run auf die Berge aus.
Publiziert: 07.05.2017 um 21:50 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 22:20 Uhr
Cyrill Pinto

Die Schweizer lieben es, in die Berge zu fahren. Ueli Mosimann vom Schweizer Alpen-Club (SAC) bestätigt: «Schätzungen gehen davon aus, dass sich in den letzten 20 bis 30 Jahren die Zahl der Bergsportler in den Schweizer Alpen verdoppelt hat.» Mosimann stützt sich ­dabei auf diverse Umfragen des SAC, des Deutschen Alpen Vereins (DAV) sowie die Umsatzstatistik von Sportartikelhändlern.

Dreimal höheres Risiko bei Hochtouren

Bei Schweizern erfreuen sich im Winter Sportarten wie Skitouren und Schneeschuh­laufen grösster Beliebtheit; im Sommer geht man bergwandern und ist auf Hochtouren unterwegs. Kletterhallen sind das ganze Jahr über sehr gut besucht. Mosimann: «Jeder kann im Bergsport aktiv sein. Von der einfachen Wanderung übers Klettern bis zur anspruchsvollen Hochtour: Für jeden ist etwas dabei.»

Vor diesem Hintergrund sei es erfreulich, dass nicht mehr Unfälle geschehen. Mosimann weiss: «Bei Hochtouren gilt ein dreimal höheres Risiko als bei anderen Bergsportarten.» Denn man bewegt sich in exponiertem Gelände. Jeder Ausrutscher kann tödlich enden.

Bergnotfälle nehmen stetig zu

Die Kehrseite des Bergsportbooms: In den letzten Jahren stieg die Zahl der Bergnotfälle stetig an. Nur die Zahl der tödlichen Unfälle schwankt von Jahr zu Jahr – «mit abnehmender Tendenz», wie Mosimann sagt, der beim SAC in der Fachgruppe ­Sicherheit im Bergsport aktiv ist.

Seine Erklärung dafür, warum die Zahl der Notfälle in den Bergen zunimmt: «Heute ist die Alarmierung viel einfacher.» Im Notfall braucht der Alpinist einfach nur zum Handy zu greifen. «Früher musste man sich bei einem Unfall durchbeissen», so Mosimann.

Gründe für die Abnahme der tödlichen Geschehnisse seien gute Ausbildung und überwiegend sehr gute Ausrüstung der Berggänger. «Auch die Effi­zienz der Bergrettung ist ein Faktor, der das Risiko minimiert», so Mosimann.

Mountain Running ist der neuste Trend

Der neuste Trend, auch ausgelöst durch Sportler wie Ueli Steck, ist das Mountain Running. Marathonläufer, die in hohem Tempo und mit leichter Ausrüstung ungesichert im Hochgebirge unterwegs sind. Bisher hat dieser Sport keine Auswirkung auf die Statistik. «In dieser Kategorie verzeichnet der SAC praktisch keine Unfälle», weiss Mosimann.

Mosimann hat Steck selbst auch schon in den Bergen angetroffen und «staunte», mit welchem Tempo er unterwegs war. Für den normalen Berggänger seien Marathonläufer im Hochgebirge eine Gattung, die sich ausserhalb der Regeln des Alpinismus bewegt.

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