Zwar sei die Täterschaft noch immer meist männlich, aber sie kenne die Opfer nicht persönlich. Aus Kinderbildern aus dem Internet «erarbeite» sie sich das gewünschte Material mithilfe von KI, so Bernhard Hug in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung».
Die Täterschaft stelle sich so Missbrauchsabbildungen nach Wunsch zusammen, sagte Bernhard Hug. «Ein gewünschtes Gesicht, mit einem gewünschten Körper, in einer bestimmten Pose, die uns an Pornografie unter Erwachsenen erinnert.» Teilweise werde auch die Stimme des Kindes benutzt, wenn diese aus Videos im Internet verfügbar sei. «KI ist inzwischen so gut, dass man kaum mehr erkennt, dass die Abbildungen nicht echt sind», sagte sie.
Das Material werde von der Täterschaft einerseits verkauft. «Das Geschäft mit KI-Kinderpornografie ist lukrativ», so Bernhard Hug. Aber auch Erpressungen sind damit möglich: «Einem Vater sagten die Täter, seine Tochter prostituiere sich, und wenn er nicht zahle, werde das öffentlich gemacht. Die Bilder der Tochter waren mittels KI generiert – aber sogar für den Vater war das nur schwer zu erkennen.»
Bernhard Hug kritisierte den Umgang mit Kinderbildern durch Angehörige: «Eltern und Grosseltern laden teilweise hemmungslos Bilder ihrer Kinder und Enkel ins Netz, auf denen die Gesichter zu sehen sind oder persönliche Daten mitgeliefert werden.» Auch Schulen fehle diesbezüglich oft noch das Gespür, etwa wenn Klassenfotos unverschlüsselt ins Internet gestellt würden. Dieser Umgang sei gefährlich, so die Expertin. «Wichtig ist auch, dass ältere Kinder zu den Risiken aufgeklärt werden.»
Der Kinderschutz Schweiz betreibt seit April 2022 zusammen mit der Guido-Fluri-Stiftung mit «Clickandstop.ch» die erste Schweizer Meldestelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen. (SDA)