Mit grossem Tamtam und sichtlichem Stolz hat die Kantonspolizei Zürich gestern auf dem Flugplatz Dübendorf ihre neueste Wunderwaffe vorgestellt: den multifunktionalen Helikopter Ecureuil AS 350 B3.
Die Maschine ist mit modernster Technik wie Wärmebildsensor und 3D-Scanner ausgerüstet und soll etwa bei Suchflügen nach Vermissten und Straftätern, bei der Überwachung des Verkehrs und Grossanlässen oder bei Lagebeurteilungen bei Naturereignissen zum Einsatz kommen.
Nur ein Triebwerk
Doch nur einen Tag nach der Präsentation hagelt es aus Aviatik-Kreisen bereits Kritik an der Anschaffung, deren Betrieb die Kapo Zürich und sechs weitere beteiligte Polizeikorps rund 600'000 Franken pro Jahr kostet. Der Grund: Ecureuil AS 350 B3 hat nur ein Treibwerk.
«Kein einziges Polizeikorps in Europa fliegt noch mit einmotorigen Helikoptern», sagt ein Insider, der anonym bleiben möchte, zu Blick.ch.
Zudem müssten alle kommerziellen zivilen Betreiber, die nachts oder am Tag über Städte fliegen, mittlerweile zweimotorige Maschinen einsetzen. «Dies im Gegensatz zur Schweizer Polizei, die immer noch mit einmotorigen Helis fliegt.»
Auch ein weiterer Experte meldet Sicherheitsbedenken an. «Bei technischen Problemen ist eine einmotorige Maschine nur schwer notzulanden – gerade nachts», sagt dein langjähriger Kenner der Helikopter-Branche und aktiver Pilot aus der Innerschweiz.
Technische Überlegungen
Die Kantonspolizei Zürich verteidigt die Neu-Anschaffung indes – und macht unter anderem technische Überlegungen dafür geltend.
«Ein Helikopter in unserer Grösse mit einem Triebwerk bringt uns genügend Leistung, um auch im Vorgebirge mit genügend Reserven in langsamen Suchflügen operieren zu können», teilt Mediensprecher Beat Jost auf Anfrage mit.
Zweimotorigen Maschinen hingegen fehle in der Konfiguration, wie die Kapo sie habe, «die Leistung für einen Schwebeflug ausserhalb des Bodeneffektes in Bergregionen».
Jost betont zudem, dass die Kantonspolizei als «Staatsluftfahrzeugbetrieb» nicht den Regulationen der Europäischen Agentur für Flugsicherheit EASA unterliege, die bei gewissen Operationen Maschinen mit zwei Triebwerken verlangen.
Kein Wissenschaftlicher Nachweis
Und auch Sicherheitsbedenken wischt der Sprecher vom Tisch. Diese seien weltweit «schwer umstritten».
«Fakt ist, dass heutige Triebwerke so zuverlässig arbeiten, dass die Wahrscheinlichkeit eines Triebwerksausfalls um ein vielfaches kleiner ist, als andere technische Probleme – wie beispielsweise Probleme mit dem Heckrotor- oder Hauptgetriebe, die auch bei zweimotorigen Maschinen nur einfach vorhanden sind», so Jost.
In der Tat existiert kein wissenschaftlicher Nachweis, dass zweimotorige Helikopter sicherer sind, wie ein Sprecher des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (Bazl) gegenüber dem «Tages-Anzeiger» festhielt. Die allermeisten Unfälle seien auf Pilotenfehler zurückzuführen.
Auch bei der Kantonspolizei Zürich glaubt man, dass der Mensch die grössere Gefahr sei, als die Technik.
«Wir sind überzeugt, dass es sicherer ist, mit zwei Piloten zu operieren als mit zwei Triebwerken», sagt Mediensprecher Jost. «Aus diesem Grund werden Flüge in der Nacht immer mit zwei Piloten durchgeführt.» (bau)