Es ist das bisher kostspieligste Gesetz der Eidgenossenschaft – und entsprechend heiss umkämpft: Am Donnerstag stimmte das Parlament nach langen Debatten dem neuen Covid-19-Gesetz zu und beschloss damit unter anderem eine milliardenschwere Finanzspritze für Härtefälle. National- und Ständerat stritten sich so sehr, dass eine Einigungskonferenz notwendig wurde.
Uneins ist man sich mit Blick auf finanzielle Unterstützungen auch dies- und jenseits der Sprachgrenze: Der Ruf nach Staatshilfe ertönt in der Romandie erheblich lauter als in der deutschsprachigen Schweiz. Dies ergab eine Befragung durch das Meinungsforschungsinstitut Link von 1000 Schweizerinnen und Schweizer im Auftrag der Blick-Gruppe. Die repräsentative Erhebung förderte einen deutlichen Corona-Graben zutage, eine Mutation des Röstigrabens.
Vorurteil trifft ins Schwarze
Fast drei Viertel der befragten Romands sind der Meinung, dass krisengebeutelte Firmen und Einzelpersonen zu wenig finanzielle Unterstützung erhalten – während in der Deutschschweiz jeder Zweite die Hilfe vom Staat für ausgewogen oder gar zu hoch hält.
Das Vorurteil, dass Romands stärker auf den Staat vertrauen, trifft es hier für einmal ins Schwarze. Doch es beschreibt die Lage nur zum Teil: «Zudem überwiegt in der Romandie das kollektive Verantwortungsbewusstsein, während Deutschschweizer zuerst ans eigene Portemonnaie und die höheren Steuern denken», sagt Sabrina Pfister, Soziologin und Leiterin der Studie.
Der Gedanke, Krisenprofiteure zu besteuern, kommt hingegen in der Deutschschweiz besser an. Einer Covid-Sonderabgabe für Unternehmen, die in der Pandemie besonders grosse Gewinne einfahren, stimmt dort die Hälfte der Befragten «voll und ganz» oder «eher» zu. Die Romands zeigen sich da mit 42 Prozent deutlich zurückhaltender.
Interessant sind auch Minderheitsmeinungen. Acht Prozent der Romands stimmen «Ich finde den Lockdown super» zu. Östlich der Saane sind es nur drei von hundert. Der vertraute Blick der Romands auf Frankreich dürfte da eine Rolle spielen, meint Virginie Borel, die sich als Geschäftsführerin der Bieler Stiftung Forum für die Zweisprachigkeit, sich auch wissenschaftlich beiderseits der Sprachgrenze bewegt: «Sie schätzen sich vermutlich glücklich, dass sie für den Gang nach draussen im Gegensatz zu den Franzosen zumindest nie ein Ausgangs-Formular benötigten.»
Wirtschaftsfreundlicher und deshalb eher zum Impfen bereit
Nicht weniger überraschend: Die sonst so immunisierungswilligen Romands verwandelten sich in der Corona-Krise zu Impfmuffeln. Die feste Absicht, sich spritzen zu lassen, ist bei ihnen mit 23 Prozent weit weniger verbreitet als in der Deutschschweiz (43 Prozent). Virginie Borel: «Die Deutschschweizer sind generell wirtschaftsfreundlicher und wohl motivierter, da durch die Impfung die Wirtschaft schneller wieder angekurbelt werden kann.»
Beide Sprachregionen stehen grundsätzlich hinter der Prioritätenliste des Bundes, nach der Angehörige bestimmter Bevölkerungsgruppen früher immunisiert werden sollen. Allerdings würde es zumindest ein Drittel der Romands lieber sehen, wenn zuerst die «arbeitstätige und mobile Bevölkerung» geimpft würde – also die Jungen –, während die über 65-Jährigen möglichst alle Kontakte und den ÖV meiden sollen.
In der Deutschschweiz findet dieses Konzept weit weniger Zuspruch. «Deutschschweizer reagieren empfindlicher, wenns um ihre Freiheitsrechte geht, die Romands sind offener gegenüber Reglementierungen», meint Sabrina Pfister.
Grosse Westschweizer Kantone scheuen den Aufwand
Ohnehin werden, bis alle ihre Injektionen erhalten haben, Monate ins Land gehen. Daher liegt die Hoffnung auf Massentests, die jetzt der Bund bezahlt. Doch der logistische und organisatorische Aufwand ist gross, in gewissen Kantonen harzt es – wobei dem Vernehmen nach insbesondere die grossen Westschweizer Kantone den Aufwand scheuen.
Der Umgang mit dem Virus belastet das Verhältnis zwischen Deutsch- und Westschweiz immer wieder. Zu Beginn standen die östlichen Kantone in der Romandie am Pranger, wurden als «zu zögerlich» dargestellt. Später wegen der höheren Fallzahlen, die sie angeblicherweise durch das sogenannte «Todesküsschens», ihr Begrüssungsritual, selbst verschuldeten.
Fest steht nur: Auch zu Beginn der dritten Welle ist das Virus in der Genferseeregion am weitesten verbreitet. Und die regionale Betroffenheit prägt wohl Unterschiede im Umgang mit der Krise. Aber es gibt auch Gemeinsamkeiten zwischen den zwei grossen Sprachregionen: Der Bundesrat etwa geniesst beiderseits des Corona-Grabens viel Rückhalt. Das meiste Vertrauen schenken die Befragten, aller Kritik zum Trotz, Gesundheitsminister Alain Berset. Und doch: Der zurückhaltende Entscheid vorgestern dürfte alle enttäuscht haben. Die Umfrage zeigt: Beide Regionen hofften bei der Öffnungsstrategie auf mehr Tempo.
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