An den bunt gestrichenen Wänden prangen Verse aus dem Koran, in der Stube stapelt sich Gerümpel. Das Liebesnest von Angela Magdici (32) und Hassan Kiko (27) ist karg eingerichtet, die Wohnung heruntergekommen. Sie befindet sich im siebten Stock eines tristen Wohnblocks gleich neben dem Bahnhof der norditalienischen Kleinstadt Romano die Lombardia.
Gestern Nacht stürmte eine Sondereinheit der italienischen Polizei die 3-Zimmer-Wohnung – und setzte dem Versteckspiel der Zürcher Gefängnisaufseherin und dem verurteilten Vergewaltiger damit ein Ende. Vor rund sechs Wochen war Kiko mit der Hilfe Magdicis nach Italien geflohen.
Die Beamten stiessen auch auf das Fluchtauto des Pärchens. Sie hatten es in einer Nachbargemeinde parkiert und waren mit Zug oder Bus zur Wohnung gelangt, die sich im höchsten Gebäude der Stadt befindet – dem «Grattacielo» (Wolkenkratzer).
Ausbrecher-Pärchen wäre wohl bald pleite gewesen
Magdici und Kiko wurden im Schlaf von den bewaffneten Polizisten überrascht. Am Abend zuvor hatten die beiden am Küchentisch mit dem aufälligen Schmetterlings-Tischtuch noch gebratenen Reis gegessen, der Kühlschrank war gefüllt mit zahlreichen Lebensmitteln und Getränken.
«Hassan ist der Mann meines Lebens»In einem der Schlafzimmer stiess die Polizei auf einen halb gefüllten Koffer. Die Behörden gehen davon aus, dass Magdici und Kiko geplant hatten, bald weiterzureisen – wohl gen Osten. Sie hatten allerdings nur noch wenige Hundert Euro Bargeld zur Verfügung.
Ein Bargeldtransfer eines Freundes des syrischen Häftlings war missglückt, weil sich Kiko am Schalter nicht hatte ausweisen können, da sein Landmann einen falschen Namen angegeben hatte. Einer von zahlreichen Unüberlegtheiten und Patzern der Ausbrecher, die schliesslich dazu führten, dass die Behörden dem Flucht-Pärchen auf die Spur kamen. (lha/mqy)