Wie gut sind Schweizer Spitäler gerüstet?
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Exklusiver Besuch:Wie gut sind Schweizer Spitäler gerüstet?

Exklusiv: SonntagsBlick besucht eine Corona-Intensivstation
Wie gut sind Schweizer Spitäler gerüstet?

In der Corona-Krise kommen viele Kliniken an ihr Limit. Doch fehlende Beatmungsgeräte sind nicht das grösste Problem.
Publiziert: 28.03.2020 um 23:44 Uhr
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Aktualisiert: 29.03.2020 um 09:46 Uhr
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Markus Eberhard hofft, dass sein Spital gut genug gerüstet ist – wissen kann er es nicht.
Foto: JESSICA KELLER
Fabienne Kinzelmann

Markus Eberhard (64) ist in diesen Tagen mehr Manager als Arzt. Der medizinische Direktor des Kantonsspitals Schaffhausen muss sein Haus auf die Corona-Krise vorbereiten: «Wir spielen Ressourcen frei, indem wir den Betrieb auf ein absolutes Minimum herunterfahren.» Bilder wie aus Bergamo (I) soll es in Schaffhausen nicht geben.

Eberhard, Chefarzt der Frauenklinik, hat am 18. März den Stopp-Knopf gedrückt: «Der Normalbetrieb fuhr praktisch auf null runter.» In den Gängen herrscht seitdem gespenstische Stille. Die Operationssäle, in denen sonst sechs, sieben Eingriffe parallel laufen, sind verwaist. Notfälle und Geburten werden noch abgewickelt, alles andere konzentriert sich auf Patienten mit der Lungenkrankheit Covid-19.

«Es ist wie vor dem Tsunami»

Das Spital, wie Eberhard es aus mehr als 30 Dienstjahren kannte, existiert praktisch nicht mehr. Was ihn auch optimistisch stimmt: «Wenn die Welle vernünftig läuft, reichen uns die Betten auf der Isolierstation und Beatmungsplätze.»

Nur: Wird sie das? Das kann keiner wissen.

Alle Ärzte, die sich auf das Schlimmste vorbereiten, wählen in diesen Tagen ähnliche Bilder für die drohende Katastrophe: «Es ist, wie am Meer zu stehen, das Wasser geht zurück, und du weisst genau: Der Tsunami kommt», beschreibt Nadine Gehring (44), Leitende Ärztin der Schaffhauser Intensivstation, ihre Gefühle.

Nicht die Beatmungsgeräte sind das Problem

Der Kanton Schaffhausen bestätigte bis Samstagmorgen erst 37 Infektionsfälle, auf Gehrings Station jedoch herrscht bereits reger Betrieb. Personal, das sonst auf anderen Stationen eingesetzt ist, wird eingearbeitet. Die Geräte für vier neue Beatmungsbetten stammen aus den Operationssälen und sind eigentlich für Narkosen gedacht. So konnte man insgesamt von fünf Beatmungsbetten auf zwölf aufstocken.

Klaus Lang (56), Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin, ist Gehrings Vorgesetzter. Er verrät: «Wir haben in Sachen Beatmungsplätze noch eiserne Reserven.» Doch die nützen nichts, wenn niemand da ist, der sie bedient: «Wer vorher Logistik gemacht hat, kann jetzt nicht am Beatmungsgerät stehen.» Intensivmedizinisches Pflegefachpersonal ist knapp, die Ausbildung dauert sechs Jahre.

Im europäischen Vergleich hinkt die Schweiz hinterher. Vor Ausbruch der Corona-Krise hatte das Land zehn Beatmungsplätze pro 100'000 Einwohner – gleich viel wie Spanien, etwas weniger als Italien (13) – und dreimal weniger als Deutschland (30 auf 100'000).

Chirurgin als Personalverantwortliche

Alle Spitäler setzen darum auf Gruppen mit intensivmedizinischem Wissen, ergänzt durch weiteres Personal. Im Unispital Zürich sind eigentlich nur Fachkräfte für 64 Beatmungsplätze vorhanden. Künftig sollen es 117 sein. Das geht nur mit gemischten Teams aus Intensivmedizinern, Intensivpflegern, Narkose- und anderen Ärzten, Anästhesiepflegern, weiteren Pflegern und Medizinstudenten.

Weil die Beteiligten einander kaum kennen und in Arbeitskleidung und Atemschutz schwierig zu unterscheiden sind, gibt es in Schaffhausen künftig Erkennungsbändchen. An der Wand der Intensivstation hängt ein Einsatzplan mit Farbcodes. Ein buntes System für ein buntes Team.

Damit das klappt, kümmert sich Langs Kollegin Adrienne Imhof (49), Chefärztin der Chirurgie, jetzt um den Personalpool. «Ich will an vorderster Front zeigen, dass das Kader hilft, die Situation zu lösen.» Also hält sie nun das Personal zusammen, motiviert, kontrolliert die Vorsichtsmassnahmen. Sie kann der Krise auch Positives abgewinnen: «Man merkt wieder den guten Geist in der Mannschaft.»

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«Corona-Patienten sind schwierig zu beatmen»

In Schaffhausen herrscht noch die Ruhe vor dem Sturm. Nur hier und in sechs weiteren Kantonen war bisher kein Todesfall zu beklagen. Es ist vermutlich nur eine Frage von Tagen. Seit Mittwoch muss auch hier die erste Corona-Patientin im Kantonsspital künstlich beatmet werden. Sie kämpft um ihr Leben.

Am Beatmungsgerät zu hängen, ist etwas Hässliches. Es endet oft schnell. Wer durchhält, muss anderthalb bis drei Wochen künstlich beatmet werden – personell wie medizinisch eine Herausforderung.

«Corona-Patienten sind extrem schwierig zu beatmen. Da muss man sehr aufpassen, dass man die Lunge nicht schädigt», sagt Peter Steiger (53) zu SonntagsBlick, Leiter der Intensivstation am Unispital Zürich. Die Einstellungen müssen häufig angepasst werden – und bis die richtige gefunden ist, kann es auch mal eine Viertelstunde dauern. Um den Gasaustausch zwischen Blut und Luft zu fördern, müssen die Patienten zudem häufig auf den Bauch gedreht werden. Allein dafür braucht es jeweils vier Hilfskräfte.

Schaffhausen rechnet demnächst mit der Welle

Andere Erkrankungen kommen häufig hinzu. Fast alle Corona-Patienten kämpfen mit Nierenversagen, Muskelzerfall, hohen Leberwerten, manche auch mit Herzmuskel-Entzündungen und Durchfall. Bei jedem Patienten lernen die Spitäler Neues über das Virus und die von ihm ausgelösten Krankheitssymptome. Steiger: «Das braucht Nerven und Geduld. Bei den Patienten, die wir bis jetzt hatten, hatten wir das Gefühl: Das kriegen wir wieder hin. Aber das geht nur, wenn wir die Ressourcen haben, damit wir jeden Patienten individuell betreuen können.»

Alle Spitäler fahren deshalb nun im Notbetrieb. Zulasten von Patienten, die nicht an der neuartigen Lungenkrankheit leiden. Wie lange kann man eine Herzkatheter-Untersuchung hinausschieben? Eine der vielen Fragen, die sich Spitäler nun stellen müssen, je länger die Krise dauert.

Markus Eberhard muss ruhig bleiben. In ein bis zwei Wochen rechnet er mit steigenden Fallzahlen. Solange er noch kann, geht er abends zur Entspannung joggen. Er weiss, dass eine schwierige Zeit auf ihn zukommt. Er weiss auch, dass sein Spital gut vorbereitet ist.

Was er noch immer nicht weiss: wie gross die Welle wird.

Coronavirus

Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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Habe ich das Coronavirus oder nur die Grippe?

Gerade in der Grippesaison kann man selber nur schwer einschätzen, ob man am Coronavirus erkrankt ist oder ob man einfach eine gewöhnliche Grippe hat. Die Unterschiede sind fein, aber es gibt sie. Blick klärt auf.

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Schutz gegen Coronavirus

Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:

Hygienemassnahmen

  • Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
  • Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
  • Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.

Kontakt minimieren

  • Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
  • Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
  • 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
  • Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
  • Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.

Informiert bleiben

  • An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch

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