Eigentlich wollte Marie-Claire Grafs Projektgruppe kleinere Brötchen backen. Einen Schweizer Politiker wollten sie zur Eröffnung der «Swiss Sustainability Week» einladen, erzählt die 21-Jährige aus Gelterkinden BL, die in Zürich Politik- und Umweltwissenschaften studiert. Doch die angefragten Schweizer sagten alle ab – weil der Eröffnungstag der Veranstaltungsreihe am 26. Februar mit dem Sessionsbeginn zusammenfiel.
Al Gore lobt die Schweizer Studenten
Warum also nicht grösser denken? Graf schrieb kurzerhand dem prominentesten Umweltschützer, der ihr einfiel: Ex-US-Vizepräsident Al Gore. Und der sagte direkt zu, die studentische Initiative zu unterstützen.
«Ich bin so stolz auf euch», sagt Al Gore in einer Videobotschaft, die am Montagabend bei der Eröffnungsfeier an der Universität Zürich ausgestrahlt wurde. «Es ist sehr inspirierend für mich, dass junge Menschen auf der ganzen Welt und vor allem in der Schweiz etwas gegen die Klimakrise unternehmen und politische Lösungen fordern.»
Während US-Präsident Donald Trump den Klimawandel ins Lächerliche zieht und erst im Dezember twitterte, dass die Erderwärmung in Anbetracht der Eiseskälte durchaus wünschenswert wäre, kämpft der ehemalige Vizepräsident und Präsidentschaftskandidat Al Gore unermüdlich für den Umweltschutz. Unter anderem veröffentlichte er mit «Eine unbequeme Wahrheit» (2006) und «Immer noch eine unbequeme Wahrheit» (2017) zwei Filme zum Thema.
In einem Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» sagte Al Gore im vergangenen Jahr, Trumps Entscheidung, den Klimavertrag von Paris aufzukündigen, habe ihn isoliert. «Mehr als zwei Drittel der amerikanischen Bevölkerung widersprechen ihm in diesem Punkt, und auch eine Mehrheit der republikanischen Bevölkerung stimmt ihm da nicht zu.» Deshalb werde er den Klimawandel weiter bekämpfen, kündigte der frühere demokratische Politiker an, der jetzt als Berater und Umweltschutzaktivist aktiv ist. «Da steht so viel auf dem Spiel – wir können nicht aufgeben, wir müssen das einfach tun.»
«Wir müssen uns beeilen»
In der Videobotschaft an die Schweizer Studenten kritisiert Al Gore den Umgang mit natürlichen Ressourcen. «Mutter Erde hat uns schon klargemacht, dass wir uns beeilen müssen.» Die Folgen des Klimawandels – verheerende Stürme, Überflutungen, Dürren und sich ausbreitende tropische Krankheiten – seien bereits sichtbar, der Meeresspiegel steige. «Mit manchem davon müssen wir leben, aber anderes können wir verhindern.»
Er sei stolz auf die Schweizer Studenten, die sich mit der Nachhaltigkeitswoche für den Klimaschutz engagieren. «Und denkt dran: Der politische Wille, den wir brauchen, um die Klimakrise zu lösen, ist auch ein erneuerbarer Rohstoff.»
Die «Swiss Sustainability Week» findet im März an insgesamt 20 Hochschulen in zwölf Schweizer Städten statt. Mit Veranstaltungen wollen die Organisatoren über Nachhaltigkeit informieren und andere Menschen für den Klimaschutz begeistern. Sei es nun ein wachstumskritischer Vortrag, ein Workshop zum Thema «ZeroWaste» oder ein Poetry Slam – alle Veranstaltungen sind öffentlich und kostenlos.