Ex-Geisel Lorenzo Vinciguerra ist zurück
Macht das Militär aus ihm jetzt einen Lügner?

Drei Jahre wurde Lorenzo Vinciguerra (49) auf der Insel Jolo als Geisel festgehalten. Er konnte fliehen, ist jetzt zurück in der Schweiz und erzählt von seiner dramatischen Flucht, über die das philippinische Militär ganz anders berichtet.
Publiziert: 13.12.2014 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:52 Uhr
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Der Schweizer Vogelkundler nach seiner Ankunft am Zürcher Flughafen. Die Narbe auf der Wange zeugt vom Kampf mit seinem Bewacher.
Foto: Keystone

Lorenzo Vinciguerra (49) ist wieder zu Hause. Der Tierpräparator aus Grub SG landete gestern Morgen nach fast dreijähriger Geiselhaft auf den Philippinen in Zürich. «Es ist wunderbar», sagte der sanfte Held am Flughafen.

Der zweifache Vater grüsste in vier Landessprachen. Dann erzählte er mit ruhiger Stimme von seiner dramatischen Flucht vor der islamistischen Terrorgruppe Abu Sayyaf vor einer Woche. Den Entschluss zu flüchten, habe er an seinem Geburtstag im November gefasst. «Ich wollte auf keinen Fall eine dritte Weihnacht auf der Insel Jolo verbringen.»

Als die Terroristen Anfang Dezember eine Hochzeit feierten, sah er seine Chance: Die Entführer waren durch Essen und Frauen abgelenkt. Sein niederländischer Mitgefangener Ewold Horn habe nicht gewagt, zu fliehen. «Er sagte, ich solle allein gehen. Zu zweit sei es zu gefährlich.»

Vinciguerra habe sein Buschmesser genommen und sei in Richtung Toilette gegangen. «Hätten sie mich gefasst, hätte ich gesagt, ich hätte Hunger oder Durchfall.» Plötzlich sei ein Wachmann vor ihm gestanden. Ein etwa 60-jähriger, kleiner, hagerer Mann. «Ich wollte ihm nicht wehtun», sagte Vinciguerra. Als der Wächter aber schoss, habe er ihn in den Schritt getreten und in die Hand gebissen.

Die Ex-Geisel bestätigt, er habe den Mann mit dem Buschmesser ins Genick geschlagen, aber: «Viel zu langsam. Ich wollte ihn nicht verletzen.

Etwas Blut habe ich aber schon gesehen.» Im Kampf schnappte sich der Wachmann das Buschmesser und schlitzte Vinciguerra die linke Backe auf. Dabei verlor er drei Zähne. Trotzdem gelang ihm die Flucht ins Unterholz: «Ich robbte auf allen Vieren, verlor viel Blut, meine Brille war weg.»

Mit letzter Kraft und trotz der Schüsse seiner aufgeschreckten Bewacher habe er es zu einem Bach und einer Kokosnussplantage geschafft und sich versteckt. Nach einer Nacht sei das philippinische Militär aufgetaucht.

Das Militär hatte vergangene Woche eine andere Version erzählt. Demnach hätten Truppen die Geiseln befreien wollen. Bei der Schiesserei seien fünf Terroristen getötet worden – Vinciguerra habe im Chaos fliehen können. Und: Der Schweizer habe den Wachmann im Kampf mit einer Machete getötet.

Am Flughafen Zürich wartete Botschafter Ralf Heckner als Vertreter der offiziellen Schweiz. Der Direktor des Krisenmanagement-Zentrums sagte, es sei kein Lösegeld gezahlt worden. Aussenminister Didier Burkhalter blieb fern. Er habe letztes Wochenende mit Vinciguerra telefoniert, sagte ein Sprecher. Gestern sei im Zentrum gestanden, dass der Entführte rasch zu seiner Familie komme.

Die Wohngemeinde von Vinciguerra bittet ebenfalls um Zurückhaltung: «Wir freuen uns über seine Rückkehr und haben abgemacht, dass die Familie erst zur Ruhe kommt», sagt Gemeindepräsident Roger Hochreutener.

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