Englisch ist zwar keine der offiziellen vier Schweizer Landessprachen, doch die meisten Schweizerinnen und Schweizer fühlen sich der Sprache ziemlich vertraut. Man hat Meetings, brainstormt und wird gebrieft. Das Mittagsessen ist zum Lunch geworden. Leute sind cool. Und, natürlich, da ist auch noch die ganze Woke-Kultur.
Der Eindruck, dass die Schweiz Englisch kann, täuscht offenbar. Nicht nur bricht der Schweizer Dialekt selbst bei besseren Englischkenntnissen durch. Schweizer sprechen schlechter Englisch als die meisten in Europa. Das zeigt eine internationale Rangliste der Englischkenntnisse. Europaweit liegt die Schweiz auf dem abgeschlagenen 23. Rang, wie die «SonntagsZeitung» berichtet.
Obwohl Englisch in den digitalen, sozialen Medien sowie in der Musik- und Filmwelt praktisch die Lingua franca ist, scheinen gerade Junge weniger versiert als Ältere. Auch Frauen schneiden schlechter ab als Männer. Und nicht einmal in der selbst gekürten «Weltstadt» Zürich können sie es offenbar besonders gut.
Unterdurchschnittliches Englisch
Schweizer fühlen sich zwar weltgewandt und vielsprachig. Englisch kann doch heute jeder und jede. Das ist offenbar eine Fehleinschätzung. Der English Proficiency Index der Sprachschule EF basiert auf den standardisierten Tests, die die EF-Schülerinnen und -Schüler weltweit absolvieren. EF ist laut Eigenwerbung die grösste privatwirtschaftliche Bildungsinstitution der Welt.
Für den Bericht 2022 kann auf die EF-Prüfungsresultate von 2,1 Millionen Personen zurückgegriffen werden. Ein Fazit: Schweizerinnen sprechen unterdurchschnittlich gut Englisch, die Schweizer sind knapp über dem Durchschnitt. Niveaumässig liegen die Frauen laut den EF-Prüfungsresultaten unter dem europäischen Durchschnitt, die Männer offenbar knapp darüber.
Bemerkenswert auch: Am besten drauf haben es die 31- bis 40-Jährigen, gefolgt von den Über-41-Jährigen. Am schlechtesten schneiden ausgerechnet die Jungen zwischen 18 und 25 ab.
Skandinavier trocknen uns ab
Von weltweit 111 Ländern befindet sich die Schweiz immerhin auf dem 29. Platz – also doch noch beachtlich für ein nicht angelsächsisches Land. Aber: Der 29. Rang, das ist direkt nach Serbien und Nigeria, knapp vor Argentinien und Hongkong. Die internationalen Schlusslichter sind China, Pakistan, die Türkei, Mexiko und Saudi-Arabien.
Abgetrocknet werden diese und wir von den Skandinaviern: Norwegen, Dänemark, Schweden und Finnland belegen gleich die Spitzenplätze 4, 5, 7 und 8. Absoluter Spitzenreiter ist Holland, gefolgt von Singapur und, ja, Österreich! Selbst zwei Länder mit romanischen Sprachen tauchen in den Welt-Top-10 auf: Belgien und Portugal, direkt danach folgt Deutschland.
«Zurich» doch noch Leader
Nicht einmal «Zurich», wo man sich ziemlich international fühlt, verdient einen Spitzenrang. «The little big city» an der Limmat muss sich mit dem 9. Platz begnügen, hinter der versierteren Konkurrenz aus dem Norden, aber auch hinter Zagreb auf Rang 4 und Wien auf Rang 7 – Wien! Selbst das melodische Wienerische hängt die Schweizer ab.
Schweizweit liegt die Region Zürich auf dem Spitzenplatz, gefolgt vom weltgewandten Basel-Stadt und dem Öpfel-Kanton Thurgau – trotz spitzigen Dialekts! (kes)