Sepp Blatters Tage sind gezählt. Seit die Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren wegen Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung sowie und möglicherweise wegen Veruntreuung eröffnet hat, steht der Walliser unter massivem Druck
Doch nicht nur die Schweizer Behörden haben den 79-Jährigen ins Visier genommen. Auch Fifa-intern weht ihm ein rauer Wind entgegen.
Diese Woche tagt die 15-köpfige Ethikkommission des Weltfussballverbands – und untersucht die von der Bundesanwaltschaft erhobenen Vorwürfe. Bei einem begründeten Tatverdacht wäre Blatter wohl weg.
Wer die Ermittlungen leitet, ist noch unklar. Laut Medienberichten ist Fifa-Chefermittler Cornel Borbely in den Ausstand getreten, weil er als Schweizer nicht gegen Blatter vorgehen darf. Auch der Franzose Jacques Lambert kommt nicht infrage - wegen Uefa-Boss Michel Platini, der ebenfalls ins Strafverfahren involviert ist.
«Grösster Blatter-Versteher auf dem Planeten»
Klar aber ist, wer eine Entscheidung über Blatters Suspendierung schliesslich treffen müsste: der Münchner Richter Hans-Joachim Eckert, Vorsitzender der Spruchkammer der Ethikomission.
Eckert galt Blatter bislang als wohlgesinnt. Die «Süddeutsche Zeitung» nannte ihn einmal sogar den «grössten Sepp-Blatter-Versteher auf dem Planeten».
So sei ein Schweizer Gericht, schreibt das Blatt, einst zu dem Schluss gekommen, dass Blatter nicht nur von Millionen-Schmiergeldern an seinen Vorgänger wusste, sondern auch die Aufklärung behinderte. Ethik-Richter Eckert habe darin lediglich «ungeschicktes Verhalten» erkannt.
Zudem steht Eckerts Name auch unter dem Bericht, der der Fifa ein weitgehend sauberes Verfahren bei der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar bescheinigt hatte. Auch deswegen kam es schliesslich zum Zerwürfnis mit Fifa-Chefermittler Michael Garcia, der letztlich im Rücktritt des US-Amerikaners von seinem Amt gipfelte.
Freunde distanzieren sich
Fraglich ist allerdings, ob Blatter sich im jetzigen Fall auf alte Seilschaften verlassen kann. Immer mehr langjährige Weggefährten distanzieren sich vom Fifa-Präsidenten.
Alt Bundesrat Adolf Ogi, der Blatter einst zu seinem Amt verhalf, sagte der «SonntagsZeitung», Blatter müsse wissen, ob er seinem Sport und seinem Land dienen wolle – oder nur seinem Ego.
Am Wochenende kamen zudem Gerüchte auf, dass Blatter einem Ausschluss durch die Ethikkommission zuvorkommen und die Präsidentschaft freiwillig abgeben wolle. Sie haben sich bislang nicht bewahrheitet.
Und die Ethikkomission selbst schweigt. Sie darf zu laufenden Verfahren keine Auskunft geben.