ETH-Student stirbt im Wallis abseits der Piste
Tod in Lawine - trotz Rucksack-Airbag

Am Samstag werden vier Freerider im Wallis von einer Lawine mitgerissen. Nur zwei überleben. Unter den Toten: ETH-Doktorand Minh B.
Publiziert: 20.01.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 12:40 Uhr
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Minh B. (†34) starb in einer Lawine.
Foto: Instagram
Michael Sahli

Am Samstag riss eine Lawine bei Verbier VS vier Freerider mit sich. Alle waren mit einem Lawinen-Airbag ausgerüstet. Trotzdem konnten sich nur zwei der jungen Männer aus dem 200 auf 300 Meter grossen Schneebrett befreien.

Für ihre beiden Kollegen kam jede Hilfe zu spät. Einer wurde von den Schneemassen gegen einen Baum gedrückt. Der andere verlor seinen Rettungsrucksack, als er mitgerissen wurde. Eines der Todesopfer ist Minh B.* (†34), Doktorand an der ETH Zürich und ein halbprofessioneller Skifahrer. Der Deutsche zügelte für seine Passion extra von Heidelberg (D) nach Verbier, seinem Lieblings-Skigebiet.

Nun trauern seine Freunde im Internet: «Minh fährt jetzt im Himmel Ski», schreibt einer. Bittere Ironie: Der letzte Post, den Minh auf seiner Facebook-Seite hatte, lautete: «Sei vorsichtig. Es ist supergefährlich im Moment.»

Das zweite Todesopfer heisst Lukas R.(†26) und stammt wie die zwei überlebenden Kollegen aus Österreich. Einer der beiden, ein 32-Jähriger, spricht über den Horror: «Ich schaute nach oben und sah eine riesige Lawine auf uns zukommen. Ich konnte noch schreien, da wurden wir schon erfasst.»

Er wurde zwar ebenfalls komplett verschüttet, zu seinem Glück aber relativ dicht unter der Oberfläche. «Ich konnte mein Gesicht freimachen, dann hat mich der zweite Überlebende auch schon rausgezogen.» Sofort beginnen die beiden mit der Suche nach den Verschütteten. Sie finden sie relativ schnell. Aber dennoch zu spät für jede Hilfe.

Wie konnte das Drama passieren? Jean-Marie Bornet von der Kantonspolizei Wallis sagt, die Selbstüberschätzung sei vor allem neben der Piste gross. «Die Leute haben eine Top-Ausrüstung und meinen, das sei eine Lebensversicherung. Das stimmt aber nicht.» Und weiter: «Die Gruppe hat bereits vor dem tödlichen Schneebrett eine Lawine ausgelöst, beschloss aber, weiterzufahren.»

Diese Darstellung bestätigt der Überlebende, von Selbstüberschätzung will er aber nichts wissen: «Minh war quasi ein Einheimischer. Er kannte das Risiko und die Berge ganz genau. Wir wurden Opfer des Restrisikos.»

* Namen der Redaktion bekannt

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