Die Corona-Situation spitzt sich zu. Die Zahl der Neuinfektionen hat gestern einen neuen Höchstwert erreicht. Damit kommt ein zentraler Pfeiler der Schweizer Verteidigungslinien gegen dieses Virus ins Wanken: Mit mehreren Tausend Neuinfektionen pro Tag erreicht die konventionelle Nachverfolgung eher früher als später ihre Grenzen. Wo die Aufgaben den Menschen mengenmässig über den Kopf wachsen, kann der gezielte Einsatz von Technologie helfen. Um das exponentielle Wachstum der Neuansteckungen zu unterbrechen, braucht es das Engagement von allen sowie skalierbare Methoden.
Die Schweiz war das erste Land, das eine funktionsfähige Technologie entwickelt hat, um nahe Kontakte zwischen Menschen maschinell zu erfassen – notabene unter vollem Schutz der Privatsphäre und der Persönlichkeitsrechte der Userinnen und User. Die Swisscovid-App, die letzten Frühling unter Hochdruck von der EPFL und der ETH Zürich entwickelt worden ist, läuft inzwischen auf über 1,6 Millionen Smartphones in der ganzen Schweiz. Das ist keine schlechte Zahl. Doch um einen noch wirksameren Schutz zu gewährleisten, sollten noch mehr Swisscovid-Apps auf Schweizer Handys installiert werden. 5 oder 6 Millionen Installationen sollten machbar sein.
Sie funktioniert, technisch und psychologisch
In der letzten Woche haben täglich über 200 Corona-Positive einen Code in die Swisscovid-App eingegeben. Damit haben Hunderte von potenziellen Kontakten der Corona-Infizierten eine Warnung erhalten. Die Swisscovid-App funktioniert nicht nur technisch, sondern auch psychologisch: Alle, die die Corona-Warnung erhalten, werden mit grosser Wahrscheinlichkeit ihr Verhalten anpassen. Sie werden vorsichtiger sein im Alltag, die Distanz- und Hygieneregeln noch besser einhalten. Und sie erhalten die Möglichkeit, gratis einen Covid-Test zu machen.
In der heutigen Lage haben wir keine Zeit mehr für grosse Diskussionen. Um einen neuen, für unsere Wirtschaft katastrophalen Lockdown zu vermeiden, müssen wir gemeinsam alle Kräfte mobilisieren. Wir sollten die besten verfügbaren Technologien dafür einsetzen, auch wenn sie noch nicht ganz perfekt sind.