ETH müsste statt 0 plötzlich 42'000 Dollar pro Monat zahlen
Twitter killt Schweizer Erdbeben-Warnungen

Elon Musk will Bots auf Twitter bekämpfen. Dadurch soll es auf der Plattform weniger Spam geben. Als Kollateralschaden verlieren viele öffentliche Info-Accounts ihren Kanal – darunter auch die Zürcher ETH.
Publiziert: 20.04.2023 um 14:17 Uhr
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Aktualisiert: 20.04.2023 um 14:48 Uhr
Erschüttert die Wissenschaft: Twitter-Boss Elon Musk will für automatisierte Warnungen viel Geld.
Foto: Shutterstock/Imago
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Thomas BenköJournalist & AI Innovation Lead

Der Dienst war ein Segen – nicht zuletzt für uns Journalisten. Sobald irgendwo in der Schweiz die Erde bebte, sprang der Twitter-Roboter des Erdbebendiensts der ETH Zürich an.

Der Seismograf lieferte die Stärke des Erdstosses. Und wenige Minuten später war die Meldung im Netz.

«Erdbeben mit einer Stärke von etwa 4.3 bei Réclère JU. War verbreitet spürbar. Kleinere Schäden möglich», hiess es etwa am 22. März auf dem Twitter-Account @seismoCH_D.

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«Wir warten derzeit auf Rückmeldung von Twitter»
Schweizer Erdbebendienst
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Mit diesem einfachen Service ist jetzt Schluss. Der Grund heisst Elon Musk (51). Er hat den Zugang zur nötigen API-Schnittstelle massiv verteuert. Statt 0 sollen Organisationen nun 42'000 Dollar pro Monat zahlen. Mindestens.

Eigentlich will Musk so durch Bot-Netzwerke verursachten Spam verringern. Die Leidtragenden sind aber nützliche Infodienste wie Wetterdienste, Tornado-Warnungen oder eben – wie im Schweizer Fall – der Erdbebendienst der ETH.

«Wegen Änderungen der Geschäftsbedingungen von Twitter können wir momentan keine automatischen Erdbebenmeldungen mehr twittern», teilten die Erdbebenforscher am Donnerstag auf Twitter mit. «Wir warten derzeit auf Rückmeldung von Twitter und werden Sie über die weiteren Entwicklungen auf dem Laufenden halten.»

Zwar hat Twitter auch schon erklärt, man wolle solche Infodienste mit überschaubarer Tweet-Anzahl nicht abwürgen. Dennoch ist der Erdbebendienst nun quasi offline. Und bei Twitter herrsche Funkstille.

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«Wir wurden bisher nur mit einer generischen E-Mail informiert, dass unsere bisherige Implementation deaktiviert wurde und wir uns das passende neue Modell aussuchen sollten», sagt der stellvertretende Institutsleiter Florian Haslinger zu Blick. «Rein von der Anzahl Tweets würden wir mit dem freien Angebot gut hinkommen, aber anscheinend erlaubt Twitter eben dabei den Einsatz von Third-Party-Anwendungen nicht mehr. Auch das schliessen wir nur aus Indizien, wir haben keine konkrete Information von Twitter.»

«Signifikante Beben» von Hand twittern

Die Meldungen der ETH sind nun vor allem über die Webseite seismo.ethz.ch oder per RSS-Feed abrufbar.

Trotzdem will die ETH den praktischen Twitter-Dienst nicht ganz einstellen: «Bei signifikanten Beben in der Schweiz und im grenznahen Ausland werden wir uns bemühen, manuell zu twittern. Dabei wird es aber zu Verzögerungen kommen.»

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