So emotional war die Räumung
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Tränen bei den Aktivisten:So emotional war die Räumung

Räumung von Klima-Lager bei Eclépens VD
Polizist nach Pyro-Explosion verletzt – vier Aktivisten harren aus

Heute räumen die Behörden das Camp «ZAD» bei Eclépens VD. Die Aktivistinnen und Aktivisten wappnen sich für alles.
Publiziert: 30.03.2021 um 07:59 Uhr
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Aktualisiert: 06.04.2021 um 17:57 Uhr
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«Wir werden wieder versuchen unseren Planeten zu retten», sagte eine Klima-Aktivistin im Interview mit BLICK.
Foto: Luisa Ita

Es war ein ungleicher Kampf auf dem Hügel Mormont bei Eclépens VD. Schon seit Oktober hielten rund 150 Umweltschützer das Gebiet mit einem Camp besetzt, aus Protest gegen die geplante Ausweitung eines Steinbruchs durch die Zementfirma Holcim. Bis am Dienstag. Kurz nach Mittag stürmt eine Hundertschaft Polizisten in Kampfmontur das Camp der Protestierenden. Die wehren sich, so gut es geht – und schaffen es immer wieder, die Polizei am Vorrücken zu hindern.

Die Aktivisten haben die Stürmung bereits erwartet. Am Morgen bekommen sie von den Beamten ein Ultimatum: 30 Minuten, um das Camp zu verlassen. Die Besetzer lassen sich darauf aber nicht ein – im Gegenteil. «Einige werden sich der Räumung aktiv widersetzen», sagt einer der Klimaaktivisten am Vormittag zu BLICK.

Polizei verschaffte sich mit Trick Zugang

Tatsächlich ergreifen die Besetzer Abwehrmassnahmen: Die Zufahrtsstrasse wird mit selbst getöpferten Osterhasen und anderen Figuren blockiert, manche Klimaschützer haben sich mit Tennisschlägern bewaffnet, andere haben sich hoch in den Bäumen angekettet. Auch mit Feuerwerk und fliegenden Dachziegeln und brennenden Barrikaden wird versucht, die Polizisten aus dem Camp zu vertreiben.

Gegen Mittag übertölpelt die Polizei die Besetzer mit einem Trick. Sie kommt nicht von vorne über die grosse Wiese hinein, sondern verschafft sich von der Seite Zutritt. Im Camp angekommen beginnen die Beamten dann sofort damit, Barrikaden zu zersägen und wegzuschaffen.

Ein Polizist wurde verletzt

Am Abend zieht die Kantonspolizei Waadt in einer Medienkonferenz in La Sarraz VD ein Zwischenfazit und spricht von «heftigem Widerstand» der Klimaaktivisten. Beim Einsatz seien bisher keine Demonstranten verletzt worden, ein Polizist musste jedoch leichte Blessuren behandeln lassen.

Bis um 17.30 Uhr seien insgesamt 29 Aktivisten festgenommen und identifiziert worden – davon wurden aber 17 wieder freigelassen, 13 davon werden der Justizbehörde gemeldet. 12 weitere müssen in Polizeigewahrsam bleiben. Die Polizei wirft den Aktivisten beispielsweise das Nichtbefolgen einer gerichtlichen Anordnung und in geringerem Masse Gewalt gegen Beamte vor.

Bei Redaktionsschluss war die Räumung noch nicht abgeschlossen. Einige der Protestierenden haben sich hoch in den Baumkronen verschanzt, die Bergung durch die Polizei könnte sich deshalb noch eine Weile hinziehen.

Wie geht es weiter mit dem Steinbruch?

So oder so ist mit der Polizeiaktion die umstrittene Steinbruch-Erweiterung noch nicht in trockenen Tüchern. Die Unterstützung für die Umweltschützer hatte sich in den Tagen vor dem Polizei-Sturm vervielfacht. Am Freitag demonstrierten in Lausanne VD mehr als 1000 Personen für das Anliegen. Auch Politiker sind im Widerstand: Im Grossen Rat wurde eine Motion eingereicht. Zudem wurde ein offener Brief, der von fast 130 Mandatsträgern unterzeichnet wurde, an die Waadtländer Regierung geschickt.

Holcim erhielt 2016 vom Kanton die Bewilligung, den Steinbruch zu erweitern. Die Firma baut seit 1953 am Mormont Stein ab und betreibt vor Ort eine Zementfabrik.

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