Rote Köpfe wegen defekten Klimaanlagen in BLS-Zügen
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«Es ist schweisstreibend!»
Rote Köpfe wegen defekten Klimaanlagen in BLS-Zügen

In 27 Zügen der Niederflur-Nahverkehrsflotte der BLS sind die Klimaanlagen defekt. Für die Passagiere bedeutet das: Schwitzen, schwitzen, schwitzen. Blick TV hat den Dauer-Fahrgast Ernst Marti (60) auf eine Fahrt begleitet.
Publiziert: 19.06.2021 um 19:54 Uhr
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Aktualisiert: 21.06.2021 um 14:04 Uhr
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Es sind unerträgliche Temperaturen, die an diesem Samstag in der S6 nach Luzern herrschen.
Foto: Benjamin Fisch

In der ganzen Schweiz steht die Luft, eine Hitzewelle überrollt das Land. Zu allem Übel fällt in den Zügen der BLS dann auch noch die Klimaanlage aus. 33,3 Grad und 39 Prozent Luftfeuchtigkeit zeigt das Thermometer diesen Samstag in der S6 an, als Ernst Marti (60) von Langenthal BE nach Madiswil unterwegs ist. Sein Fazit zur Fahrt: «Es ist schweisstreibend!»

Der Verlagsvertreter aus Madiswil BE ist für seinen Beruf auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen: «Ich fahre mindestens zweimal täglich mit dem Zug – morgens und abends.» Manchmal legt er noch mehr Fahrten zurück. «Wird ein bisschen feucht, wenn man zurzeit mit der BLS fährt», erzählt er.

Reparatur soll bis Oktober andauern

Wie die BLS auf der Webseite des Unternehmens schreibt, sind alle 23 Niederflur-Nahverkehrszügen (Nina) mit drei Wagen sowie vier der 13 längeren Ninas mit vier Wagen vom Ausfall der Klimaanlagen betroffen. Das Problem: Die Reparatur der Anlagen soll noch bis Oktober andauern. Für die Passagiere bedeutet das: Schwitzen, schwitzen, schwitzen – und zwar den ganzen Sommer lang.

Als Grund für den Ausfall gibt die BLS Probleme mit der Stromzufuhr an. Konkret überhitzten die Umrichter, also jene Geräte, welchen den Starkstrom aus der Oberleitung für den Betrieb der Klimaanlagen umwandeln. Auf ihrer Webseite hatte die BLS schon früh informiert, dass die Klimaanlagen in einigen Zügen ausfallen würden. Man entschuldigte sich bei den Kunden.

Passagiere haben kein Verständnis

Zu den Passagieren ist die Nachricht bisher nicht durchgedrungen. Ernst Marti ist enttäuscht von der Kommunikation der BLS. Abgesehen von den «Klimaanlage ausser Betrieb»-Schildern im Zug, seien die Passagiere nicht informiert worden. Ihm wäre vor allem wichtig, zu wissen «warum und wie lange die Klimaanlagen denn ausfallen». Zurzeit seien auch kaum Zugbegleiter unterwegs, sodass man sich auch bei ihnen nicht erkundigen könne. «Es ist ein grosses Schweigen. Es wäre toll, wenn BLS dazu Stellung nehmen könnte», findet er.

Auch bei seinen Mitpassagieren hört Marti vor allem eine Gefühlslage raus: «Verständnislosigkeit!» Die Züge würden sich in der Sonne sehr aufheizen, wie das Thermometer heute beweist, und Fenster zum Lüften könne man auch nicht öffnen.

«Gibt es keine mobilen Klimageräte?»

Zwar versuche die BLS, den Fahrgästen etwas Gutes zu tun und stelle seit einigen Tagen kostenloses Mineralwasser bereit. Marti motzt: «Ist das Einzige, was man tun kann, ein paar lauwarme Getränke zu verteilen? Ich frage mich, ob es nicht mobile Klimageräte gibt, die man einsetzen könnte.»

Die BLS sagt zur Angelegenheit: «Es kommen ab jetzt immer weitere klimatisierte Wagen hinzu.» Ein Zug bestehe aus 3-4 Wagen. «Die Züge werden gestaffelt nach Eingang der Ersatzteile repariert. Die Ersatzteile haben weder wir noch der Lieferant in der verlangten Menge an Lager.»

Die Hälfte der betroffenen NINA-Züge (13 Stück) würden seit Sonntag wieder zu zwei Dritteln klimatisiert verkehren, heisst es weiter. «Es tut uns leid, dass wir unseren Fahrgästen aktuell nicht den gewohnten Komfort anbieten können. Dafür entschuldigen wir uns.» (SDA/aua)

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