«Es hat Skifahrer aus ihren Schuhen katapultiert»
Die Macht der Lawine

Mit dem vielen Schnee steigt in den Bergen die Gefahr vor Lawinen. Am Wochenende sind abseits der Pisten erneut zwei Menschen gestorben. Ein Experte erklärt die Wucht von Fliess- und Staublawinen.
Publiziert: 19.01.2016 um 20:17 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 03:40 Uhr
Foto: Screenshot youtube

Im Wallis sorgte der weisse Tod für ein schwarzes Wochenende. Im Gebiet Tzoumaz/Riddes starben am Samstag zwei Skifahrer, die in einer Vierergruppe abseits der markierten Piste unterwegs waren.

Ein gigantisches Schneebrett riss die beiden mit. Einer der Freerider wurde von der Lawine gegen einen Baum gedrückt. Der zweite verlor seinen Airbag, als er von den Schneemassen erfasst wurde. Er wurde unter der Schneedecke begraben.

Wie die Walliser Kantonspolizei schreibt, handelt es sich bei den Todesopfern um einen 26-jährigen Österreicher und einen 34-jährigen Deutschen.

«Wie bei einem starken Sturm»

Ein Lawinenabgang setzt unglaubliche Kräfte frei. Das zeigte sich am selben Tag auch am Pizol. Dort ging gegen 13 Uhr eine Lawine nieder. Sie erreichte dabei den Rand einer Skipiste. Die Druckwelle war so stark, dass sie mehrere Skifahrer einfach umriss. «Der grosse Skiständer vor dem Berggasthaus wirbelte mehrere Meter durch die Luft, es hat Skifahrer sogar aus ihren Schuhen herauskatapultiert», sagt Polizeisprecher Hanspeter Krüsi gegenüber dem «St. Galler Tagblatt». Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt.

Lawinen können Geschwindigkeiten von bis zu 300 Stundenkilometern erreichen. «Staublawinen erzeugen dabei einen Druck von über 200 Kilogramm pro Quadratmeter», sagt Lawinenexperte Lukas Stoffel vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) zu BLICK. Die freigesetzten Kräfte seien mit einem starken Sturm zu vergleichen.

Die Druckwelle einer grossen Fliesslawine sei aber noch viel grösser. «Hier sprechen wir von bis zu 50 Tonnen pro Quadratmeter. Eine solche Lawine reisst sogar festbetonierte Gebäude und Brücken mit.»

Neue Videoaufnahmen aus dem Unterwallis zeigen die Zerstörungskraft einer solchen Fliesslawine eindrücklich. Darauf zu sehen ist eine Strasse bei Mayens de Saxon, die innert weniger Sekunden meterhoch zugeschüttet wird. Erst knicken Bäume, dann wälzen sich die Schneemassen aus dem Wald und bahnen sich ihren Weg über die Strasse.

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Augenzeuge Christian Mermoud hat die spektakuläre Szene am vergangenen Mittwoch aufgenommen und ins Netz gestellt: «Die Lawine ist zur Sicherung der Strasse künstlich ausgelöst worden», sagt er zu BLICK. Sein Video ist auf Youtube ein Renner. Mermoud erhält Anfragen aus aller Welt. «Alle wollen wissen, wie die Aufnahmen entstanden sind.»

Inzwischen ist die Strasse in Saxon übrigens wieder geräumt und sicher befahrbar. (vsc)

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