Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) reagiert auf die Kritik. Nachdem der Behörde ein peinlicher Lapsus geschah und ein unter 30-Jähriger zunächst für tot, anschliessend wieder für lebendig erklärt wurde, will man handeln. «Es gibt keine sicheren Systeme», sagt das Amt auf BLICK-Anfrage. Man werde jedoch eingehende Todesmeldungen verstärkt überprüfen.
Daneben übt das BAG aber auch Kritik am Kanton Bern. Es war ein Berner Arzt, der aus Versehen ein Datum beim Todesdatum eintrug, was zum Fehler in der BAG-Statistik führte. «Das BAG musste annehmen, dass die Person verstorben ist», schreibt das Gesundheitsamt. Weil man sich nicht sicher war, habe man beim Kanton trotzdem nochmals nachgefragt, gleichzeitig aber die Person in der Datenbank als Todesfall eingetragen. «Die Antwort des Kantons, dass keine Todesmeldung vorliege, kam zwei Tage später.» Der Kanton sieht das aber anders: «Das BAG ist schuld», sagt er auf eine Anfrage von «Tele Bärn».
Datum falsch eingetragen
Es sei vom Kanton Bern keine Todesfallmeldung an das Bundesamt für Gesundheit gesandt worden. Das BAG habe der bernischen Behörde mitgeteilt, dass es die Todesfallstatistik der Covid-19-Fälle am Samstag um minus 1 korrigieren werde.
Wie konnte diese Panne passieren? BAG-Sprecher Gregor Lüthy erklärt: «Ein Arzt aus dem Kanton Bern hat bei uns ein Corona-Meldeformular zu diesem Fall eingereicht. In der Spalte Todesdatum hat er ein Datum eingetragen. Daher haben wir den Fall als Todesfall geführt.»
Der Sprecher der Berner Gesundheitsdirektion wiederum sagt gegenüber dem «Tages-Anzeiger», dass der Arzt im Feld für das Todesdatum, das eigentlich angekreuzt werden müsse, eine Zahl eingetragen habe.
Neunjährige mit 109-Jähriger verwechselt
Es ist nicht der erste Fauxpas des BAG – die Liste wird immer länger. So war die Aufregung gross, als in der Todesfallstatistik des BAG Ende April ein 9-jähriges Mädchen auftauchte. War in der Schweiz erstmals ein Kind am Virus verstorben?
Nein! Kurze Zeit später kam die Entwarnung: Dem BAG war ein Fehler unterlaufen. Das 9-jährige Mädchen war schon etwas betagter: Es handelte sich um eine 109-jährige Frau. BLICK hat für Sie das Pannenprotokoll des BAG zusammengestellt.
Zahlen steigen und steigen
Stefan Kuster vom BAG hatte auf einer Pressekonferenz am Freitag noch den angeblichen Todesfall des unter 30-Jährigen genutzt, um auf die aktuelle Situation in der Schweiz aufmerksam zu machen. «Das Virus ist da, und es ist eine Bedrohung – und zwar für alle Altersgruppen», sagte Kuster.
Die Zahlen in der Schweiz steigen nämlich weiter. In den vergangenen Wochen hat die Zahl der neuen Ansteckungen mit dem Coronavirus kontinuierlich zugenommen. Am stärksten stiegen die Neuansteckungen in den Kantonen Genf (277), Waadt (232) und Zürich (279). Unter den Neuinfizierten seien vor allem Reiserückkehrende. Zu vielen Ansteckungen komme es im familiären Umfeld und am Arbeitsplatz.
Ansteckungsherde im Griff haben
Die steigenden Fallzahlen seien ein Grund zur Besorgnis, sagte Kuster. Innerhalb der Schweiz gebe es aber keine Grenzen. So gibt es keine roten Listen für Regionen, in denen die Ansteckungen zunehmen.
Wichtig sei, dass die Kantone Ansteckungsherde im Griff hätten, sagte Kuster. So habe der Kanton Genf etwa Nachtlokale geschlossen. Inzwischen hätten sich die Neuansteckungen im Kanton Genf stabilisiert. (jmh/sf/vof/SDA)
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