«Yeh kaam sooraj karta hai», Dadu bole. «Jab woh pahado ko good night kehta hai, woh apni sabse sundar kiraney un par barsaata hai, ki ve use bhoole na, jab tak ki woh subah aakar dobara unse nahi milte.»
«Siehst du», erklärte der Grossvater, «das macht die Sonne, wenn sie den Bergen gute Nacht sagt, dann wirft sie ihnen noch ihre schönsten Strahlen zu, dass sie sie nicht vergessen, bis sie am Morgen wiederkommt.» (Übersetzung aus Kapitel 4 aus dem Hindi)
Wer kennt es nicht, unser «Heidi»? Der Kinderroman von Johanna Spyri (1827–1901) wurde seit der Veröffentlichung 1880 in über 50 Sprachen übersetzt sowie über ein Dutzend Mal mehr oder weniger gut verfilmt. Nun wird das beliebte Schweizer Waisenmädchen auch Indien erobern.
Eben ist die Version auf Hindi erschienen. Hindi ist hinter Chinesisch und Englisch die am drittmeisten verbreitete Sprache der Welt und die wichtigste Sprache Indiens. Über 600 Millionen Menschen haben sie als Muttersprache oder verwenden sie im Alltag.
Eine Arbeit mit Liebe
Hinter der Übersetzung stehen Arundhati Deosthale sowie ihre Tochter Avanti Deosthale. Ashok Raj sorgte für die Illustrationen. Das Mutter-Tochter-Duo arbeitete eineinhalb Jahre an der Übersetzung, unter anderem dank eines Pro-Helvetia-Stipendiums von 2550 Franken auch im Übersetzerhaus Looren in Hinwil ZH. Es sei eine «Arbeit mit Liebe» gewesen, sagt Arundhati Deosthale am Telefon zu BLICK.
Die Inderin ist ein echter Schweiz-Fan: «Heidi ist der Liebling aus meiner Kindheit. Ich war fasziniert von der Freundschaft zwischen Heidi und Klara, der speziellen Beziehung zwischen Heidi und ihrem Grossvater sowie vom edlen Verhalten von Klaras Grossmutter, Frau Sesemann. Die unglaubliche Beschreibung der Schweizer Alpen erinnert mich an ein magisches Land.»
Die beiden Übersetzerinnen sind davon überzeugt, dass das alte Buch auch die jungen Inderinnen und Inder begeistern wird. «Die Geschichte ist unvergänglich und spricht alle an, welche die schöne Natur und die Güte der Menschen mögen.»
«Heidi» wird grossflächig verteilt
Zwar ist «Heidi» in Indien nicht ganz unbekannt: 1958 wurde die Geschichte als «Zwei Blumen» verfilmt und indischen Verhältnissen angepasst. Heidi hiess im verfremdeten Werk Poornima, Klara war Rupi. Die nun übersetzte Geschichte gibt das Original wieder, ausser dass mehr moderne Begriffe eingebaut wurden.
«Heidi» soll grossflächig verteilt werden. Die beiden Übersetzerinnen beliefern über die Stiftung A&A-Book Trust auch kleine Bibliotheken und Gemeindezentren, um arme Kinder zum Lesen zu animieren. Über den gleichen Kanal wurden bisher ebenfalls berühmte Kinderbücher wie «Pippi Langstrumpf», «Heiner und Hanni» und «Biene Maja» verteilt.
Die Deosthales sagen: «Wir hoffen, dass ‹Heidi› weit herumreist und die Kinder erreicht. Unsere multikulturellen Bücher sind ihre Fenster zur Welt.» Gerne würden sie den Roman noch in weitere indische Sprachen übersetzen lassen.
Nichts an Aktualität eingebüsst
Der Nachlass von Heidi-Autorin Johanna Spyri liegt im Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien (SIKJM) in Zürich. Christine Tresch, Fachfrau für Kinderliteratur, schätzt, dass bisher weltweit über 50 Millionen Heidi-Bücher verkauft worden sind. Der Heidi-Boom sei nach wie vor ungebrochen, immer wieder gebe es Neuübersetzungen und Neuauflagen. Tresch: «Das Buch ist grandios geschrieben. Es verkörpert Werte, die allgemeingültig sind und auf der ganzen Welt verstanden werden. Heidi ist eine Identifikationsfigur sowohl für Buben als auch für Mädchen.»
Auf enorme Beliebtheit stosse Heidi vor allem in Japan. «Da kennt Heidi jedes Kind», sagt Christine Tresch. Für viele Japaner sei Heidi ein wichtiger Grund, die Schweiz zu bereisen. Regelmässig würden auch japanische Kinderbuchforscherinnen das Institut in Zürich besuchen. Tresch: «Heidi-Trickfilme und -Mangaserien haben den Bekanntheitsgrad der Romanfigur gesteigert.»
Heidi ist die beste Werbung
Bei Schweiz Tourismus freut man sich über das Hindi-Heidi. «Die Geschichte funktioniert seit jeher als Türöffner für die Traumdestination Schweiz», bestätigt Mediensprecher André Aschwanden. Dass Heidi nun auch auf Hindi übersetzt worden ist, könnte den Tourismus ankurbeln. Aschwanden: «Die Ausgabe auf Hindi wird weiter zur Berühmtheit von Heidi in Indien beitragen.»