Freundlich und frisch geduscht öffnet Ernst M.* (66) die Haustür. Um danach gegenüber BLICK auch noch seine Hände in Unschuld zu waschen: «Ich bin unschuldig. Mein Gewissen ist rein!»
Die Thurgauer Staatsanwaltschaft sieht das völlig anders: Sie wird M. demnächst wegen Brandstiftung und versuchtem Betrug zur Anklage bringen. Der inzwischen pensionierte Restpostenhändler soll im Sommer 2015 das Raduner-Areal in Horn TG abgefackelt haben.
Mega-Brand am Bodensee
Mehrere Fabrikhallen fielen damals dem Inferno zum Opfer. Personen wurden glücklicherweise nicht verletzt. Nebeneffekt: Der warme Abriss räumte das attraktive Gelände am Bodenseeufer für neue Bauprojekte. Die Entsorgung von Giftstoffen im Boden übernahm der Kanton.
«Mich hat verdächtig gemacht, dass ich als praktisch einziger Mieter auf dem Areal eine Versicherung hatte», erklärte Ernst M. schon vor zwei Jahren seine zweifelhafte Rolle. Damals galt die Brandermittlung als festgefahren, drohte gar zu platzen.
Nach U-Haft wieder auf freiem Fuss
Und das trotz verheissungsvollem Beginn: Schon kurz nach dem Inferno nahm die Staatsanwaltschaft Ernst M. fest, musste den gelernten Kaufmann aber nach zwei Monaten in U-Haft und ohne Geständnis wieder in die Freiheit entlassen.
Was sich seither an der Ausgangslage zu seinen Ungunsten verändert hat, will Ernst M. für sich behalten: «Manchmal ist es besser, nichts zu sagen, als etwas Falsches vom Stapel zu lassen.» Auch die Staatsanwaltschaft Thurgau hält dicht.
Sie bestätigt lediglich eine Meldung des Internetportals «Die Ostschweiz», wonach die Strafuntersuchung abgeschlossen sei. Nach jahrelangen Ermittlungen liegen offenbar handfeste Beweise auf dem Tisch, die für eine Anklage ausreichen.
Rauswurf als Motiv?
Klar ist: Die Rolle des Mieters, der nun wieder als mutmasslicher Brandstifter von Horn gilt, ist verworren. Er soll kurz vor dem Feuer Bescheid erhalten haben, das Raduner-Areal in absehbarer Zeit räumen zu müssen.
Reichte das, um Ernst M. – zu dessen engem Freundeskreis ein bekannter Immobilienmillionär gehört – durchdrehen zu lassen? Oder steht gar ein missglückter Versicherungsbetrug im Vordergrund?
Falscher BMW bei Versicherung gemeldet
Von der Polizei befragte Zeugen berichten gegenüber BLICK von einem teuren BMW, der verschwunden sein soll. M. soll das besagte Fahrzeug gegenüber seiner Versicherung als beim Brand zerstört deklariert haben, obwohl keine Spuren des Wracks in den Ruinen gefunden wurden.
Den Beschuldigten selbst scheinen diese üblen Gerüchte kaltzulassen. Mit freundlicher Miene sagt er: «Demnächst geht es vor Gericht, dann kommt hoffentlich die ganze Wahrheit auf den Tisch. Ich habe nichts zu verstecken!»
* Name der Redaktion bekannt
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