Sie forderten den Regierungsrat per Interpellation auf, das Anwesen oder Teile davon zu kaufen. Das Schloss mit riesigem Park über dem Untersee sei ein Denkmal von nationaler kulturhistorischer Bedeutung und ein Naturjuwel. Es müsse öffentlich zugänglich gemacht werden. Geld für das 35 Millionen Franken teure Anwesen sei nach der Teilprivatisierung der Thurgauer Kantonalbank genug vorhanden, sagten die Interpellanten.
Der Regierungsrat und die Ratsrechte wollten davon allerdings nichts wissen. Ein Schloss zu kaufen und zu unterhalten, gehöre nicht zu den Kernaufgaben des Kantons. Es wäre schön, wenn das Schloss oder zumindest der südliche Teil der Parkanlage öffentlich zugänglich wären.
Allerdings müsse man realistisch bleiben, schreibt die Regierung in der Antwort auf die Interpellation. Die Bereitschaft von Privatpersonen, ihr Anwesen öffentlich zugänglich zu machen, halte sich im Allgemeinen in engen Grenzen - insbesondere, wenn ein stolzer Preis bezahlt wurde.
Das Thurgauer Konkursamt und die Konkursverwalter suchten mit grosser Sorgfalt nach einem Käufer oder einer Käuferin, sagte Baudirektorin Carmen Haag bei der Diskussion am Mittwoch im Grossen Rat.
An einer Medienorientierung zum Verkaufsstart im April sagten die Gläubigervertreter, man wolle sich für den Verkauf Zeit lassen. Es könne bis zu zwei Jahre dauern, bis ein Besitzer gefunden sei. Der Mindestpreis für das Schloss mit 17 Zimmern und Swimmingpool in Olympia-Format beträgt 25 Millionen Franken.
Das gesamte Anwesen kostet mindestens 35 Millionen Franken. Neben dem Schloss umfasst es zahlreiche Nebengebäude, ein Badehaus am Untersee, einen Landwirtschaftsbetrieb, eine Bauland-Parzelle von 7500 Quadratmetern und Waldflächen.
Das Schloss wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von Eugène de Beauharnais, dem Stiefsohn Napoleons, gebaut. 1916 kaufte der Thurgauer Industrielle Hippolyt Saurer das Schloss und erneuerte es.
Nach dessen Tod offerierte seine Witwe dem Kanton Thurgau das Anwesen in den 1930-er Jahren für 600'000 Franken. Ebenso wie die heutige Regierung hätten auch die Vorväter sich nicht zu einem Kauf entscheiden können, heisst es in der Interpellation.
Bevor Rolf Erb die Anlage 1990 kaufte, diente das Schloss als Museum und später als Erholungsheim.