Er zapft den Tierchen Gift ab, um damit Krebs zu heilen
Spinnenforscher soll in den Knast

Der deutsche Forscher Dirk Weickmann sitzt in Zug in Auslieferungshaft. Die Deutschen wollen den Spinnen-Mann wegen Tierquälerei einsperren. Geht nicht, sagt er – er sei Diplomat.
Publiziert: 18.12.2014 um 18:27 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:08 Uhr
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Aus Spinnengift will Weickmann ein Mittel gegen Krebs entwickeln.
Foto: dpa
Von Jean François Tanda

Spinnen, Skorpione, Schlangen. Dirk Weickmann (46) hat schon immer an und mit ungewöhnlichen Tieren geforscht. 1984, als 16-Jähriger, habe er einen Preis bei Jugend forscht in Deutschland geholt, sagt er. Überprüfen lässt sich das heute nicht mehr. «Vielleicht nahm er auf Regional oder Landesebene teil», heisst es bei der Stiftung Jugend forscht. Diese Daten lägen nicht mehr vor.

Jedenfalls beginnt Weickmann schon bald nach diesem Jugendpreis vor allem in eine Richtung zu forschen: Er will aus Spinnengift ein Krebsmedikament entwickeln. Auch Malaria und Ebola fallen als Stichworte, wenn sein persönliches Umfeld über Weickmanns Forschung spricht.

Der umstrittene Wissenschaftler ist selber derzeit schwer zu erreichen: Seit 2. Dezember sitzt er nämlich in Zug in Auslieferungshaft. An jenem Tag habe eine bewaffnete, mit Schilden ausgerüstete «Sturmtruppe» Weickmanns Haustüre aufgebrochen, um ihn und seine Frau zu verhaften, erzählt sein Anwalt: «Als seien sie hochgefährliche Terroristen.» Auftraggeber für die Verhaftung war Deutschland. Dort will man, dass der Spinnenmann 294 Tage hinter Gitter wandert. Wegen Tierquälerei.

Dabei, sagen Weickmann und sein Anwalt, dürfte er gar nicht verhaftet werden. Weickmann sei nämlich Diplomat.

Tatsächlich: Die Unesco in Paris führt ihn als wissenschaftlichen Attaché von Sierra Leone. Weil das Land an seiner Forschung interessiert sei, sagt Weickmann selbst. Bei der Unesco kennt jedoch kein anderes Land einen solchen Titel.

Bereits seit 2007 sei er zudem Diplomat des westafrikanischen Zwergstaats Gambia und der karibischen Kleininsel Dominika, sagt Weickmann. Im Internet bezeichnet er sich als «selbständige Fachkraft im Bereich Diplomatischer Dienst».

Die Vorwürfe der Tierquälerei bestreitet er. Unbestritten ist, dass er die Giftzähne und gemolken hat. Doch in seinem Umfeld wittert man eine Verschwörung deutscher Behörden. Mit der Pharmaindustrie als treibender Kraft dahinter. Diese mächtigen Interessen wollten verhindern, dass Weickmann ihnen in die Quere komme mit seiner Krebsforschung.

Mindestens sieben Patente hat Weickmann angemeldet. Er hat Fachartikel publiziert. Er hat laut «Süddeutscher Zeitung» auch bereits Krebspatienten mit dem Gift behandelt, bisher ohne Heilungserfolge. Ist er Big Pharma trotzdem ein Dorn im Auge?

Seit Beginn des Jahrtausends bringen Weickmann seine Forschung mehr Scherereien als Lob ein. Strafanzeigen ergingen gegen den Forscher. Mehrmals wurde er wegen Tierquälerei verurteilt. Tiere zu halten, wurde ihm verboten. In einem Geheimlabor, wie es deutsche Medien nennen, hatte Weickmann 153 Spinnen und Skorpione, 411 Wirbeltiere und Tausende von Käfern gehalten.

Die Probleme in Deutschland trieben Weickmann ins Exil nach Zug. Hier hat ihn nun der lange Arm der deutschen Justiz eingeholt. Ihr Haftbefehl führte ihn in den Knast. Schon in Deutschland pochte Weickmann vor Gericht auf diplomatische Immunität. Ohne Erfolg. Nun zeigen die Schweizer Behörden ebenso wenig Gehör. Das Aussendepartement kennt Weickmann nicht. Er sei nicht akkreditiert und geniesse darum keinen diplomatischen Schutz.

Einer Auslieferung des Deutschen nach Deutschland stehe nichts im Weg. Seine letzte Hoffnung ist das Bundesgericht. Sonst droht Weickmann erstmals seit 30 Jahren eine Forschungs-Zwangspause.

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