«Er schaute immer so finster drein – ich hatte Angst vor ihm. Dem traute ich alles zu», sagt die Hausverwalterin zu BLICK.
Der unsympathische Punk heisst Luis W.* (21). Er ist der Todesschütze von Höngg. Am Freitagabend erschoss der Chile-Schweizer die 16-jährige Francesca. Mit dem Sturmgewehr, als er aus der RS kam.
Luis W. war zuvor schon polizeilich bekannt. Er ist vorbestraft wegen Körperverletzung und Betrugs, wie «Tele Züri» berichtete.
Rosa B. wollte den schwarzgekleideten Glatzkopf nie mehr sehen. Im Wohnblock in der Zürcher Innenstadt ist er gar nicht gemeldet, aber geht dort bei seiner Freundin ein und aus. Lässt sich die Post hier hinschicken.
Immer hört Luis W. laute Elektro-Musik. Feiert mit seinen Punker-Kollegen mit viel Bier. Wenn die
Nachbarn sich beschweren, wird er aggressiv. Pöbelt sie an.
«Ich habe seiner Freundin gesagt, wenn er nicht geht, künde ich ihr den Vertrag», erzählt Rosa B. BLICK. Und bittet, ja nicht ihren richtigen Namen zu nennen. «Wenn der das liest, kommt er hierher und tut mir etwas an.»
Auch eine Nachbarin kommt ins Grübeln, als sie hört, dass Luis W. der Todesschütze von Höngg ist. «Wenn ich so darüber nachdenke. Ja, ich traue ihm einen Mord zu.»
Luis W. Aufgewachsen ist er in Islisberg AG. Ein kleines Dorf, in dem jeder jeden kennt. Viele erinnern sich an «Lucho», wie er dort liebevoll genannt wurde.
«Er war ein extrem süsser Bub. Voll schüchtern und bescheiden», erzählt eine Frau, die «Lucho» seit der Primarschule kennt.
Eine gutbürgerliche Familie hat den Bub aus Chile adoptiert. Sie wohnt nur unweit vom Haus entfernt, in dem im Juni 2005 ein Vater seine Familie mit einem Hammer tötete.
Doch aus dem süssen Bub wird ein junger, wilder Punk. Mit dem Vater hat er es noch immer gut, aber die Beziehung zur Mutter ist schwer erschüttert.
Luis W. provoziert, wo er kann. Als die Eltern in den Ferien sind, feiert er im Haus eine wilde Party mit seinen Punk-Freunden. Danach ist die halbe Einrichtung zerstört.
Seit er 16 ist, sieht man Luis kaum mehr in Islisberg. Meistens hängt er mit seiner Punk-Gang auf einer Wiese am Zürichsee herum. Sie betteln, pöbeln Spaziergänger an, hinterlassen Berge von leeren Bierflaschen und Abfall. Luis prügelt sich regelmässig.
Als die Polizei die Gruppe vertreibt, zieht sie an den Bahnhof Stadelhofen, treibt dort ihr Unwesen.
Eine Islisbergerin trifft Luis zufällig vor zwei Jahren in Zürich. «Er sah total heruntergekommen aus.» Die eine Seite seines Kopfs hat er kahlgeschoren. Und er bettelt sie an. Er brauche Geld für Hundefutter und Babywindeln. Seine Freundin sei schwanger.
Eine Lehre hat Luis W. nie gemacht. Er jobbte als Schreiner und im Callcenter. Zuletzt arbeitete er Teilzeit beim Zürcher Sicherheitsdienst Delta. «Ich habe ihn als jungen, korrekten Mann kennengelernt», erzählt Markus Biedermann, Mitglied der Geschäftsleitung der Delta-Group. «Wir hatten sogar mal einen Einsatz zusammen.» Biedermann ist es wichtig: «Luis hat nur im Non-Security-Bereich gearbeitet, als Platzanweiser.»
Luis W., der Todesschütze von Höngg. Er hat Francesca nicht gekannt. Er tötete die junge Frau aus purer Mordlust. Und zerstörte das Leben ihrer Familie. Ein Verwandter: «Der Mörder wird seine gerechte Strafe bekommen – wenn nicht von einem Menschen, dann von einer höheren Macht.»
*Namen der Redaktion bekannt
Auch an der Uni Zürich macht man sich Gedanken darüber, wie man die Zahl der Gewaltverbrechen reduzieren kann. Tatsache ist: Jeder Mensch ist in der Lage, gewalttätig zu werden. Jeder kann irgendwann einmal töten.
Im Fall von Gewalttaten mit Feuerwaffen sieht Stefan Vetter, ärztlicher Leiter des Fachzentrums für Katastrophen- und Wehrpsychiatrie, eine «prüfenswerte Möglichkeit»: psychiatrisches Basis-Screening und danach alle sechs Monate ein Monitoring.
Das heisst: Jeder Rekrut, aber auch jeder, der sich privat eine Waffe erwerben will, muss sich zuerst psychiatrisch begutachten lassen. Anschliessend wird regelmässig geprüft, ob sich im Verhalten des Waffenbesitzers nichts verändert hat.
Vetter und seinem Team ist klar, dass es dazu eine rechtliche Grundlage bräuchte und allein ein Monitoring jährlich 1,5 bis 2,5 Millionen kosten würde.
Auch an der Uni Zürich macht man sich Gedanken darüber, wie man die Zahl der Gewaltverbrechen reduzieren kann. Tatsache ist: Jeder Mensch ist in der Lage, gewalttätig zu werden. Jeder kann irgendwann einmal töten.
Im Fall von Gewalttaten mit Feuerwaffen sieht Stefan Vetter, ärztlicher Leiter des Fachzentrums für Katastrophen- und Wehrpsychiatrie, eine «prüfenswerte Möglichkeit»: psychiatrisches Basis-Screening und danach alle sechs Monate ein Monitoring.
Das heisst: Jeder Rekrut, aber auch jeder, der sich privat eine Waffe erwerben will, muss sich zuerst psychiatrisch begutachten lassen. Anschliessend wird regelmässig geprüft, ob sich im Verhalten des Waffenbesitzers nichts verändert hat.
Vetter und seinem Team ist klar, dass es dazu eine rechtliche Grundlage bräuchte und allein ein Monitoring jährlich 1,5 bis 2,5 Millionen kosten würde.